laut.de-Kritik
Feuerwerk aus fetten Gitarren, harten Drums und fiesem Keifen.
Review von Andreas DittmannDer lustige Tanz-Bär vom Cover weiß schon Bescheid: Wenn John Coffey wieder loslegen, dann muss man sich auf was gefasst machen. Deswegen grinst er auch so verschmitzt und voller Vorfreude. Völlig zu Recht übrigens, denn "The Great News" macht seinem leicht größenwahnsinnigen Namen wahrlich keine Schande.
John Coffey packen auf "The Great News" elf Tracks, die die Faust und die E-Gitarre hoch in die Luft recken, voller Riffs, Shouts und Melodien – und ähm ein Song nur mit Trompete ("Jean Trompette"). Ebendieser Titel ist auch die einzige richtige Verschnaufpause in einem Feuerwerk aus fetten Gitarren, knüppelharten Drums und fiesem Gekeife.
"Broke Neck" bricht natürlich Nacken, prescht nach vorne und schickt den Hörer direkt ins Krankenhaus. "Son" ist melodischer und hat diese melancholische Härte, die aktuelle Postcore-Bands wie Balance & Composure oder O'Brother ausmacht. Aber John Coffey wollen sich nicht mal in einem Song auf ein Genre festnageln und torpedieren diese Postcore-Mentalität mit einem hohen Refrain und meterhohen Verstärkerwänden, die sie vermutlich von Black Stone Cherry geklaut haben.
Ihre Mischung aus Hardcore, Metal, Punkrock und Modern Rock hat schon auf "Bright Companions" ganz fantastisch geklappt. "The Great News" geht aber noch respektloser und unaufhaltsamer mit den Genres um. John Coffey mixen, springen wild umher und geben einen feuchten Dreck auf irgendwelche Konventionen. Und so klingt ein Song wie "The Sinking Ship" dann auch wie eine Mischung aus den Hives und Every Time I Die – erstaunlich gut.
"All Horses" oder "Heart Of A Traitor" zeigen, mit wie viel Spaß und Experimentierfreude die Jungs aus Utrecht ihre Songs basteln. Es muss so abgelaufen sein: "Boahr, lass uns mal irgendwas über Pferde singen", wird einer aus der Band gesagt haben. "Ich mag aber lieber was über die Benachteiligten der Gesellschaft schreiben", wird dann einer geantwortet haben. Worauf der dritte (vermutlich der Schlagzeuger) freudestrahlend meinte: "Kann man doch toll verbinden, oder?" Klar.
Und mit genau dieser neugierigen und unvoreingenommen Einstellungen schreiben sie ihre Songs. Zwar hat man das Gefühl, John Coffey würden einem permanent zuzwinkern, damit man auch die lustigen Stellen bemerkt, aber was solls. Man muss tatsächlich über diese Unverfrorenheit grinsen, wenn bei "All Horses" die Band im höchsten Falsett über David Achter de Molens Gebrüll trällert.
Gegen Ende werden die Jungs aber tatsächlich noch mal ernst. Der knallharte Metal von "J.C. Davis" und "Relief" klingt schon ganz anders als die Songs zuvor. "It's Beginning To Change" ist fast ein Instrumental, das sich langsam und dramatisch aufbaut. Am Höhepunkt dürfen dann nicht mal Glocken fehlen. Und da ist er dann wieder, der John Coffey Humor, der gerne ein bisschen übertreibt und immer noch einen drauf setzten will. Ein Wunder, dass sie ihre Platte nicht "The Greatest News" genannt haben.
2 Kommentare
eigentlich recht anständig geworden. kann man an guten tagen durchaus 4 punkte für geben.
Knallt rein, macht Spaß, perfekt für zwischendurch und lange Autofahrten.