laut.de-Kritik
Müffelt nach abgestandenem Red Bull-Wodka.
Review von Alexander CordasJunkie XL aka Tom Holkenborg hat eine im Dance- und Elektro-Bereich relativ lange Karriere vorzuweisen. Von den Anfängen, als Big Beat gerade aus den britischen Clubs ans Mondlicht kroch, bis hin zu poppigen Versatzstücken bei seinem letzten Output "Today" deckte der holländische DJ und Producer ein sehr großes stilistisches Spektrum ab.
Mit "Booming Back At You" will er es wieder vermehrt krachen lassen. Daher konzentriert er sich auf heftigere Beat-Attacken, Distort-Sounds und Four To The Floor-Rhythmen.
So weit so gut, nur machen sich diesmal sehr schnell Abnutzungserscheinungen bemerkbar, die in der Vergangenheit noch hinter catchy Songs zurück traten. Heuer fischt Holkenborg in äußerst seichten Gewässern, so dass sein Flaggschiff in Gefilden umher driftet, die sehr verdächtig nach Klängen für Großraumdissen müffeln, in denen sich ab zwei Uhr morgens Ali G. und Rico H vor der Eingangstüre prügeln.
Das düftelt nach abgestandenem Red Bull-Wodka und schal gewordenem Bier, nach Sachen, an die man sich am Morgen danach nur ungern noch einmal erinnert wissen möchte.
Supersonisch versucht Holkenborg mit allerlei Effekten einen enormen Druck aufzubauen. Der besteht jedoch zu einem Großteil aus genau dem Firlefanz, den man in moderner Dance-Mucke eigentlich nicht mehr hören möchte. Cheesy Keyboards oder Techno-Fanfaren samt Marschmusik sind mittlerweile so ausgelutscht, dass das selbst auf einem Ballermann-Sampler nicht mehr aktuell klingt.
Wenn dann zu allem Überfluss auch noch ein Flat Eric mit Wienerwürstchen-Zigarre um die Ecke linst - wie in "You Make Me Feel So Good" - ist der Ofen ganz aus. Huhu! Es ist nicht mehr 1999.
So richtig zum Gähnen wirds dann nach dem noch leidlich netten und sanft in Szene gesetzten "Mad Pursuit", wenn "More" den gerade noch ins Positive tendierenden Eindruck in einem ideenlosen Beat- und Effektwahn gnadenlos platt flatscht. Das erinnert fatal an die Prodigy-Katastrophe von 2004, als Liam Howlett das langersehnte Album wunderbar in den Sand setzte. Dem lyrischen Erguss "rock more, roll more, fuck more, Pac-Man is loving it" möchte man daher ein herzhaftes "Pulleralarm" entgegen setzen. Sicher, Dancefloor besitzt immer eine Affinität zum Thema Körpersäfte, aber gehts vielleicht noch platter?
Mit "Booming Back At You" versinkt Holkenborg leider in völliger, kreativer Belanglosigkeit.
2 Kommentare
"Always Outnumbered Never Outgunned" war eine Katastrophe?
Okay, ich trau dieser Review nicht über den Weg *g*
ne, stimmt, war keine katastrophe, sondern eine vollkatastrophe!