laut.de-Kritik
Mit gefühlvollem Soul im Blut den Pop-Mainstream im Blick.
Review von Martin LeuteVor drei Jahren hat dieser in Kanada aufgewachsene Musiker mit seinem Debüt "Holly" in Nordamerika bereits für Aufsehen gesorgt, 2008 brachte ihm sein musikalisches Schaffen gar eine Juno Award-Nominierung als "New Artist Of The Year" ein. Mit "You I Wind Land And Sea" legt der 21-Jährige nun nach und wandelt mit beeindruckender Leichtigkeit unbeschwert wie geschmeidig zwischen Neo-Soul, Hängematten-Pop und Folk.
Mit der smarten Erotik seiner variablen Gesangsstimme scheint er sich an Marvin Gaye, Michael Jackson und Ben Harper zu orientieren und fährt damit erste Pluspunkte ein. Seine Melodien offenbaren sich dabei als enorm ohrgängig, ohne der Gefälligkeit anheim zu fallen, seine Band trägt mit ihrer vielseitigen, aber nie überbordenden Instrumentierung ebenso zum flüssigen Gesamtbild bei wie die dezent gesetzten Background-Chöre.
Taucht Nozuka mit dem Opener "Gray" zu Tribal-Rhythmen und flirrender E-Gitarre noch in die psychedelische Welt eines Jeff Buckley ein, setzt er im weiteren Verlauf weitgehend auf unaufdringliche Heiterkeit und maßvolle Nachdenklichkeit.
Während die flott geschlagene Akustikgitarre und die Synthie-Arrangements ("Carried You") mal eine zurückgelehnte Sommer-Atmosphäre generieren, die Nozuka dann und wann mit feinen Percussions garniert ("Heartless", My Heart Is Yours"), widmet er sich daneben seiner Affinität zum Funk ("You I Wind Land And Sea"), setzt auf softe Rock-Arrangements ("Woman Put Your Weapon Down") oder flirtet zum Piano, Schlagzeug und Streichern zärtlich mit dem Gospel ("Soulless Man").
Seine melancholische und ausgewiesen sanfte Seite präsentiert er zur gezupften Akustischen ("Unwoken Dream (King With Everything)", "Hollow Man") und erzeugt mit der reduzierten Nummer "How Long" schließlich seine eindringlichste Intimität.
Mit Soul im Blut und viel Gefühl hat Justin Nozuka mit seinem sauber produzierten Zweitling ein bemerkenswertes Album veröffentlicht, dass auf den Pop-Mainstream schielt, ohne auf prätentiöse Effekte zu setzen. Statt den Hörer mit absehbaren Hit-Strukturen zu penetrieren, strebt er zwischen Kommerz und Individualität nach der größtmöglichen Harmonie der lässigen Melodien mit den vielseitigen und organischen Arrangements und seinem markanten Gesang. Dieses Vorhaben hat er mit dieser kohärenten, die Stilgrenzen öffnenden Platte gekonnt umgesetzt.
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