laut.de-Kritik
Es fehlt an kompositorischer Substanz.
Review von Markus BrandstetterSpätestens seit seiner Kollaboration mit Kendrick Lamar steht Saxophonist Kamasi Washington an der Speerspitze einer neuen Jazz-Generation. Mit "The Epic" legte der 36-Jährige ein Monster von einem Dreifach-Album vor. Diesmal setzt Washington auf Kürze und veröffentlicht mit "Harmony Of Difference" eine EP mit sechs Stücken. Eine Full-Length-LP soll nächstes Jahr anstehen.
Während "The Epic" noch allen Grund zum Staunen gab, ist "Harmony Of Difference" vor allem in einem Aspekt nur wenig überzeugend: Denn während Washington als Solist und Bandleader ganze Arbeit leistete, hapert es auf der EP ein wenig an den Kompositionen. Denn schöne Crescendi, imposante Steigerungen und exzellente Instrumentalisten hin- oder her: Die Stücke leben von einigen greifbaren Melodien, die in geringen Variationen und mit gewissen Unterbrechungen immer und immer wieder durchexerziert werden.
Die edlen Performances täuschen einen über dieses Faktum hinweg, und leider werden oft sehr eingängige und einschmiegsame Parts durch ständige Wiederholung trivialisiert. Ein gutes Beispiel hierfür: der Bigband-Kracher "Humility". Beim Schönklang von "Knowledge" wird das leider nicht besser, hier klingt es so, als performte ein Haufen übermäßig talentierter Musiker vier Minuten lang die Traumschiff-Melodie – und würde dabei beschließen, die ganze Sache mit etwas Performancekunst kurzweiliger zu gestalten. Die Latin Grooves von "Integrity" bieten leider nicht unbedingt mehr Abwechslung.
Man würde sich etwas mehr kompositorisches Gewicht wünschen. Allzu kulinarisch kommt "Harmony Of Difference" daher. Beim finalen Stück "Truth" lotet Washington das Thema auf ganzen dreizehn Minuten aus. Überraschenderweise gelingt ihm damit das hörenswerteste Stück der Platte. Polyrhythmik, Chöre, Gegenmelodien, überraschende Fills, Breakdowns: hier bekommt die Wiederholung ihr meditatives wie weiterdenkendes Element.
Bleibt abzuwarten, ob der Sax-Hotshot mit seinem nächsten Longplayer Substanzielleres abliefert.
2 Kommentare mit 14 Antworten
Der John Coltrane der Gegenwart ist Washington eben doch (noch) nicht.
Eher nicht.
Es gibt Leute hier, die Jazz mögen?
Warum nicht?
Empfehle aber lieber das:
https://ideologicorgan.bandcamp.com/album/…
oder aktuell das:
https://melaniedebiasio.bandcamp.com
Werd es anchecken. Warum nicht, fragst du? Weil gefühlt jeder hier Hip Hop hört.
Oder Metal. Dazwischen gibt es nichts.
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Hört Lee Morgan. Erwerbt Lee Morgan.
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Meanie De Biasio beste Frau. Auch wenn ich "I feel you" deutlich stärker fand als "Blackened Cities". Neue Platte noch nicht gehört. Trotzdem beste Frau!
"No Deal", hieß sie, nicht "I feel you"
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Das lange "Blackened Cities" klingt dagegen ziemlich repetitiv und hypnotisch. Fand ich nicht schlechter. Aber bisher zeigt jede Veröffentlichung andere Facetten von der Frau.
Geiler Tipp Toni, diese Melanie De BlaBla. Wird sowas von gekauft.
Weitere Hörbefehle zum Diskurs:
-Dawn of Midi
https://www.youtube.com/watch?v=zH4lkK-vSco
-Nik Bärtsch (duh)
https://www.youtube.com/watch?v=GERwAQ9196k
-Mats/Morgan Band
https://www.youtube.com/watch?v=KpPLwIepXHg
-Gretchen Parlato
https://www.youtube.com/watch?v=V_HZo9ne8BA
Dawn Of Midi und Nik Bärtsch haben mich emotional und atmosphärisch nie angesprochen, obwohl Bärtsch einige gute Momente als Solist besitzt.
Oh ja, da ich ein absoluter Aussenseiter bin.