laut.de-Kritik
Schwermetallische Momente in zutiefst emotionalen Welten.
Review von Michael EdeleAls was lässt sich der Sound von Katatonia mittlerweile eigentlich noch kategorisieren? Eine wenigstens grobe Eingliederung ist auf unseren Seiten ja immer notwendig, und macht es einem "Dead End Kings" wirklich schwer.
Streicher und Jonas einmaliger Gesang läuten ohne großes Intro in "The Parting" ein, und auch wenn sich die Gitarren einen kurzen Auftritt im Refrain erkämpfen, bleiben sie doch deutlich in der zweiten Reihe. Schließlich wissen die Schweden, wie man auch ohne verzerrte Gitarren Atmosphäre erzeugt.
Zwar gibt es immer wieder schwermetallische Momente mit richtig satten Gitarren und interessanter Schwerstarbeit von Drummer Daniel Liljekvist. Doch weitgehend bewegt sich das neue Material der Schweden in der atmosphärischen Weitläufigkeit dunkler, melancholischer, zutiefst emotionaler Welten. Dabei lässt man sich allerdings auch gern von Jonas' emotionalem Gesang darüber hinweg täuschen, dass der Untergrund durchaus lebendig, vibrierend und zum Teil sogar eruptiv gestaltet ist.
Einmal mehr hat die Band auf die Dienste der The Gathering-Sängerin Silje Wergeland zurück gegriffen, die in "The One You Are Looking For Is Not Here" ganz wundervoll mit Jonas' Gesang harmoniert. Das Coverartwork lag ebenfalls erneut in den bewährten Händen von Travis Smith, womit die Parallelen zum Vorgänger "Night Is The New Day" quasi allgegenwärtig sind. Für mich aber kein Grund zur Klage, denn die Unterschiede finden sich schließlich im Detail.
So wächst der Härtegrad des Albums nicht nur schleichend an, man setzt sogar auch mal wieder auf ein wirklich gelungenes Gitarrensolo, das in "First Prayers" zu finden ist, bevor das finale "Dead Letters" mit akzentuiert eingesetzter Hammond-Orgel arbeitet und neben aller Zerbrechlichkeit auch eine ausgesprochene Ruppigkeit an den Tag legt.
Die Zeiten, in denen Katatonia mit neuer, stilistischer Ausrichtung überraschen, sind wohl vorbei. Aber nennt mir auch nur einen Fan von dunkler, fragiler und wunderschöner Musik, der sich über "Dead End Kings" beschweren will.
17 Kommentare
Göttliches Album!
Zuerst fand ich es ein wenig gleichförmig und es plätscherte so dahin.
Aber je mehr man hört, desto mehr frisst es sich im Gehirn fest und wird immer großartiger.
Inzwischen auf jeden Fall schon besser als "Night is the new day" und Album des Jahres bisher für mich.
Aber sag mal Eddy, wann hat denn Silje Wergeland schon mal zuvor bei Katatonia mitgesungen? Hab ich da was verpasst?
Die war meines Wissens, wenn auch nur als Backing, auch schon auf dem Vorgänger zu hören.
Hmm, ist mir weder aufgefallen, noch hab ich davon gelesen.
Muss ich mal recherchieren.
Aber egal... sie stört auf jeden Fall nicht, da sie doch sehr dezent eingesetzt ist. Eigentlich auch eher als background-vocals.
Ich hatte da eher ein Duett befürchtet...
"Dead End Kings" ist wieder einmal ein klasse Album, welches meiner Meinung nach allerdings nicht ganz an "Night Is The New Day" herankommt. Liegt vielleicht auch daran, dass man die Spielart von Katatonia langsam aber sicher kennt Ich habe dazu eine Review verfasst: http://klack-klack-sounds.blogspot.de/2012… Danke fürs Lesen
Ich habe das Album am Anfang okay gefunden, geiler sound, melancholische Stimmung, brettharte riffs, aber es wirkte etwas eintönig. Ich habs sogar bei einem bekannten Auktionsportal angeboten, muss es aber jetzt vorzeitig da wieder rausnehmen: Ich höre es mittlerweile dauerhaft. Songs wie Lethean, Ambitions und the racing heart machen die Scheibe unverzichbar. Natürlich ist die Vorgängerplatte schwer zu übertreffen, aber besser als the great cold distance ist diese allemal, dabei mag ich die auch sehr. Sehr zu empfehlen!
Wirklich gutes Album, aber ein Wermutstropfen (und zwar ein ziemlich großer!) ist dieser ekelhafte E-Schlagzeug Sound, der mindestens auf einigen Liedern drin ist. Was soll das? Warum nimmt man ein Metalalbum nicht mit einem akustischen Drumset auf? Vor allem Hi-Hat und China hören sich so furchtbar unecht an, dass gleich ne ganze Ecke der Glaubwürdigkeit und Authentizität verloren geht, das hätte nun wirklich nicht sein müssen.