laut.de-Kritik
Die Schweden treiben ihren Sound in dystopische Gefilde.
Review von Toni HennigKatatonias letztes Album "City Burials" war im Grunde eine Notlösung. Aufgrund der jahrelangen Schreibblockade von Gitarrist und Mitgründer Anders Nyström hatte Frontmann Jonas Renkse Material für die Schweden umarrangiert, das eigentlich für ein Soloalbum gedacht war. Zudem machte die Corona-Pandemie das Touren unmöglich. Trotzdem hatte die Band bei den Aufnahmen zu "Sky Void Of Stars", das nun auf den Markt kommt und auf dem sich Renkse erst recht als alleiniger Songwriter beweist, ihre Live-Fähigkeiten im Blick.
Schon "Austerity" macht den Anspruch der Skandinavier klar, Eingängigkeit und Progressivität in Einklang zu bringen und zugleich die Elektronik des Vorgängers noch weiter auszubauen. "Colossal Shade" stampft eher im Midtempo durch die Botanik, während in "Opaline" dann mehr die nachdenklich melodischen Qualitäten Katatonias im Vordergrund stehen. "Birds" legt danach mit präzisen Drums, knackigen Riffs und dystopischen Synthies deutlich an Tempo zu. Ungeachtet der Abwechslung verdichtet sich die Atmosphäre mit fortschreitender Spielzeit immer mehr.
In "Drab Moon" streift man vor dem inneren Auge zu trippig rockigen Tönen und einer einnehmenden Keyboard-Melodie melancholisch durch Straßenschluchten in einer Cyberpunk-Stadt. "Author" erweist sich als gekonnter Hybrid zwischen metallischer Härte und Eingängigkeit. Im Anschluss trifft sich Renkse in "Impermanence" zu getragenen Rhythmen und epischen Gitarrenmomenten mit Soen-Frontmann Joel Ekelöf zu einem Duett, bei dem sich die beiden Sänger hervorragend ergänzen.
"Sclera" erinnert melodisch am deutlichsten an Katatonias Meisterwerk "The Great Cold Distance", weist jedoch mit verfremdeten Drums und viel Mellotroneinsatz eher in die Zukunft als in die Vergangenheit. "Atrium" ist eine nachdenkliche Midtemponummer, wie sie für die Schweden typischer kaum sein könnte. Zum Schluss betont die Band mit toolschen Gitarren und Vocals, zahlreichen Breaks sowie brachialen Härteeinschüben in "No Beacon To Illuminate Our Fall" ihre proggige Seite.
Auf "Sky Void Of Stars" findet man musikalisch zwar kaum etwas, das es in ähnlicher Form nicht schon auf anderen Katatonia-Alben gegeben hätte. Dennoch bezieht die Platte aus dem dystopischen Flair, das die Songs verbreiten, einen ganz eigenen, speziellen Reiz. Dabei bündeln die Schweden ihre Stärken sowohl auf technischer als auch auf songwriterischer Ebene über die Gesamtspielzeit.
3 Kommentare
Ich mag das neue Album sehr, v.a. die zwei abschliessenden Songs.
... dafür liebe ich Katatonia.
Mag ich sehr. Bleibt definitiv hängen.