laut.de-Kritik
Märchenhafte Disco-Welt.
Review von Daniel StraubDer amerikanische Musiker Michael Kelley ist eigentlich nicht der Typ, der sich Samstagabend mit Freunden in der Disco zum Feiern trifft. Er sitzt viel lieber in seinem Haus im ländlichen New Hampshire und komponiert. Dort in seinem Studio träumt sich Kelley Polar in eine märchenhafte Disco-Welt, die nun mit dem Longplayer "Love Songs Of The Hanging Gardens" ihren Weg in die Stereoanlage findet. Kelley Polar macht seinen Erstling zu einem leichten und eleganten Hörvergnügen.
Das nötige handwerkliche und künstlerische Können hat Kelley quasi mit in die Wiege gelegt bekommen. Von seiner Mutter hat er Violine und Klavier gelernt. Später hat er in New York Musik studiert, bis ihm die akademische Welt zu eng wurde. Danach hat er für viele unterschiedliche Auftraggeber Stücke komponiert. Als sein Kumpel Morgan Geist von Metro Area noch ein paar Streicherarrangements für den späteren Clubhit "Miura" gesucht hat, war Kelley Polar der Mann der Stunde. Und er hat seinen Auftraggeber sicher nicht enttäuscht.
Wer ist nicht auch dem feinen Hauch verfallen, mit dem "Miura" über die Tanzfläche schwebt. Polar nimmt seine klassische Ausbildung und verlegt sie in das aufkeimende Discofieber der 70er Jahre. Mit viel Eleganz verbindet er diese beiden konträren Einflüsse zu einem Album von zeitloser Schönheit. Fein ausgewogen arrangiert, eröffnet "Cosmological Constancy" eine Welt, in der eine höchst zufriedene Ausgeflipptheit herrscht.
Dabei vermeidet Polar den zu plakativen Einsatz von Melodien und Rhythmen. Das macht seine Tracks glamourös und schlicht zugleich. Der Hang von Disco zur großen Inszenierung und vornehme klassisch anerzogene Zurückhaltung sind die beiden Pole, zwischen denen sich "Love Songs Of The Hanging Gardens" bewegt.
Ganz egal, ob die Tracks eine beinahe meditative Stimmung verbreiten wie "Here In The Night", oder ob sie auf analogen Synthiebeats das Weite suchen wie "The Rooms In My House Have Many Parties".
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