laut.de-Kritik
Dunkler Techno für Grufties und EBM-Fans.
Review von Daniel StraubGeht es um elektronische Musik und der Name Chicago kommt ins Spiel, dann denkt man zumeist an House. Schließlich kommen einige der feinsten Produktionen des Genres aus 'windy city'. Warme Grooves mit viel Energie machen Chicago bis heute zum Mekka der House-Musik. Das hohe Energie-Level stellt denn auch einen der wenigen Berührungspunkte zwischen Kill Memory Crash und dem elektronischen Erbe Chicagos dar.
Das Duo Adam SanFacon und Alex Sieczka schlägt auf seinem zweiten Album "American Automatic" eine härtere Gangart ein. Harsche Rhythmuspattern und hallbelegte Vocals verdichten sich mit vielschichtigen Soundfetzen zu einer dunklen Klangcollage, wie beim Opener "Riyout". Das überrascht, hält man doch mit Kill Memory Crash ein Ghostly International-Release in Händen. Und dort herrschen zumeist minimalistischere Töne.
Minimalismus ist die Sache von Kill Memory Crash nicht. Sie setzen in bester EBM-Tradition auf eine Vielzahl sich überlagernder Soundschichten. Dementsprechend dürften die dunklen Stücke in der Gothic-Szene auf mehr Gegenliebe stoßen, als in der technoid-funktionalen Clubkultur. Zwar würde sich ein Sequenzer-Track wie "Crash V8" auch bestens in ein Set von Miss Kittin oder DJ Hell fügen, die schweren Industrial-Stücke sind den meisten Technotänzern dann aber doch zu viel.
Mit ihrem Grenzgängertum zeichnen Kill Memory Crash für eine gelunge Fusion verantwortlich. Die Soundbastelei der Technoproduzenten und die dunkle Kühle von Industrial kommen in "American Automatic" zusammen. Auch Autechre oder Aphex Twin sind mit ihren Releases zeitweise in schwarze Klangseen abgetaucht. Bei Kill Memory Crash erzählt der Groove jedoch deutlich mehr von den tanzenden Menschen im Club, als bei den alten Warp-Veteranen.
Wem also dunkler Techno à la Terence Fixmer nicht fremd ist, der liegt bei Kill Memory Crash richtig. Und wer ansonsten lieber Skinny Puppy oder Front 242 in sein CD-Fach legt, der kann bei "American Automatic" ohne Bedenken ein Ohr riskieren. Noiseschleife garantiert.
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