laut.de-Kritik

Some call it Weltmusik, some call it Quatsch.

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"Ich frage mich immer, was ist das Lustigste, was wir machen können. Wenn es überhaupt eine Strategie gibt, dann ist es das, so Stu Mackenzie, Master Of Ceremoy der Genrehopper King Gizzard & The Lizard Wizard. Damit ist eigentlich alles schon gesagt. Der Hörer muss sich zwingend auf die Hirnstürme des Klang-Kollektivs einlassen. Wer in kurz getakteten Abständen Alben raushaut und dabei stets auf der Suche nach neuen Ufern ist, der benötigt neben einem gut gefüllten Portemonnaie die volle Aufmerksamkeit seiner Follower.

Nach fünf Alben 2017 (u.a. "Sketches Of Brunswick East"), bot 2018 die Gelegenheit die Akkus aufzuladen. 2019 erneuerte die Gruppe mit "Fishing For Fishies" nicht nur den Boogie-Rock, indem sie dieses klinisch tote Genre mit heftigen Stromstößen aus diversen Synths wieder zum Leben erweckte. Die Thrash-Harke "Infest The Rats' Nest" setzte noch einen drauf und geriet zu einem apokalyptischen Mahnmal vor den drohenden Folgen des Klimawandels.

Im Lockdown releast die Band nicht nur einen Konzertfilm namens "Chunky Shrapnel". Es folgen gleich zwei weitere Alben, die den Grundgedanken von "Flying Microtonal Banana" weiterführen und so etwas wie die Essenz des bisherigen Schaffens bilden. Ein separat veröffentlichtes Doppel-Album, das die Initialen des Bandnamens im Titel trägt. Nach "K.G." erscheint nun L.W.

Beide Platten eint die an arabische Musik erinnernden Zwischentöne, die manche Melodie aufhübschen, auch wenn sie für glatt gebügelte Ohren erst einmal gewöhnungsbedürftig klingen.  "L.W." knüpft nahtlos an den Vorgänger an und folgt der Band-Maxime, scheinbar Unvereinbares zu vereinen. Some call it Weltmusik, some call it Quatsch. In jedem Fall sorgt der Output für gute Laune.

Nach einem kakophonischen Einstieg gewinnt "If Now, The When?" Kontur und klingt wie Stevie Wonders Funk-Klassiker "Superstition" auf guten Rauchwaren. "O.N.E." könnte auch die Untermalung eines Sergio Leone-Streifen sein, wohlgemerkt in einer Bollywood-Inszenierung. Sein Buddy Ennio Morricone schreibt dazu Musik, die jedem Mariachi den Bauchtanz beibringt.

"Supreme Ascendancy" eint Postpunk und japanische Pentatonik. "Static Electricity" folgt einem gemächlichen Aufbau mit kontrapunktisch verschlungenen und metrisch vertrackten Gitarrenthemen, die fest in orientalischen Gefilden verwurzelt sind. "East West Link" schlägt - nomen est omen - in die gleiche Kerbe und ist vom Titel her betrachtet die Losung für das Album-übergreifende musikalische Konzept.

"Ataraxia" beschwört auf beinahe herkömmliche Weise die Siebziger aus westlicher Sicht herauf und klingt wie eine Kollision der Tourgefährte der Progressive Rock-Großmeister King Crimson mit den Krautrock-Vertretern Grobschnitt.

Der Closer K.G.L.W. bildet die Album-übergreifende Klammer. Schwere Sabbath-artige Riffs mäandern durch die Tracks und ziehen den Hörer in einen Malstrom hinein. Der metallische Ansatz erfrischt und verschreckt zugleich. Wer die Maxime 'Anything Goes' so glaubhaft verkörpert wie die australischen Musikologen, der darf letztendlich auch alles Denkbare umsetzen.

Trackliste

  1. 1. If Not Now, Then When?
  2. 2. O.N.E.
  3. 3. Pleura
  4. 4. Supreme Ascendancy
  5. 5. Static Electricity
  6. 6. East West Link
  7. 7. Ataraxia
  8. 8. See Me
  9. 9. K.G.L.W.

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