laut.de-Kritik
Der Jazz-Veteran feiert mit Udo Lindenberg und Max Mutzke.
Review von Markus BrandstetterIn den späten 1960er- beziehungsweise den frühen 1970er-Jahren veröffentlichte Klaus Doldinger mit seiner damaligen Combo Motherhood zwei Alben. Mit "I Feel So Free" (1969) und "Doldinger's Motherhood" legte der Saxophonist den Grundstein für seinen weiteren Karriereverlauf. Nicht nur dafür: Doldinger war nicht nur hierzulande einer der ersten, die dabei halfen, den Fusion auf die Jazz-Karte zu bringen. "Motherhood" war genreprägend, experimentell, neu – und ist das Bindeglied zu Doldingers weiterem Werk mit Passport.
Nun, fünfzig Jahre später, widmet sich Doldinger seiner eigenen Vergangenheit – und interpretiert diese neu. Nicht, weil ihm die Ideen ausgegangen wären, das scheint bei jemandem wie ihm nicht möglich. Sondern, weil das Label ihm das vorschlug und er es als gute Gelegenheit empfand, dass die Stücke nicht in Vergessenheit geraten, wie er im Interview mit laut.de erzählte.
Doldinger hat die Arbeit große Freude gemacht, erzählt er – und das hört man dem Longplayer durchgehend an. "Motherhood" feiert die alten Stücke in Bestlaune, HD-Sound und mit viel Pop-Appeal. Doldinger gibt den Mitmusikern genug Raum für Improvisation. Und er selbst? Scheint irgendwie nicht zu altern, oder zumindest anders als andere Menschen. Wahrscheinlich hatte Doldinger bei all den musikalischen Abenteuern, Filmmusiken, Erkundungen und Neuerfindungen einfach keine Zeit für so etwas wie älter werden, die Musik macht sich schließlich nicht von alleine.
Auch einige Stargäste gibt es. Unter anderem gibt sich Udo Lindenberg die Ehre. Wir erinnern uns: Lindenberg hatte in einer Frühversion von Doldinger's Passport Schlagzeug gespielt. Diesmal singt er, und zwar auf dem Stück "Devil Don't Get Me". Auf Englisch und ohne döpndödö, es ist schwer, ihn zu erkennen. Ebenfalls mit dabei: Max Mutzke, der auf den Stücken "Song Of Dying" und "When I Get You Alone" singt. Auch weibliche Vocals gibt es – die kommen auf "Women's Quarrel" von China Moses, der Tochter von Dee Dee Bridgewater. Bei "Turning Around" singt Doldinger sogar selbst.
"Motherhood" macht Spaß – Doldinger, seiner Band und den Hörern. Welches seiner Werke er wohl als nächstes in die Gegenwart transportiert? Da gäbe es ja noch einiges im Backkatalog!
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