laut.de-Kritik
Tonnenschwere Riffs treffen auf raue Shouts und eingängige Melodien.
Review von Michael EdeleSorry Jan, aber was kann einem Sänger denn besseres passieren, als dass ihn vor den Aufnahmen zum neuen Album die Freundin verlässt? So beschissen man sich in der Situation auch fühlt, wenn man es schafft diese Emotionen auf ein Album zu packen, hat man doch quasi schon gewonnen.
Gute Texte schreibt man eh nur, wenn es einem dreckig geht. Und wenn man sowohl Wut und Hass auf der einen, als auch Sehnsüchte und Erwartungen auf der anderen Seite vertonen will, gibt es doch kaum eine bessere Motivation. Alles in allem also gute Vorraussetzungen, um eine richtig geile Platte einzuspielen. Genau das haben Koroded auch getan und legen nun mit "To Have And To Unhold" eine richtig runde Scheibe vor.
Mit Frank Fleckenstein haben sie inzwischen einen zweiten Gitarristen in der Band, mit Rainer Classen aber auch einen Bassisten weniger. Sowas stört im Studio ja meist nur bedingt, weshalb die Klampfen auch richtig fett drücken. Schon der Opener "Zero Minus Zero" rifft sich genüssliche durch die Strophen um im Chorus, passend zum melodischen Gesang, mit offenen Akkorden zu glänzen. Ähnliches spielt sich bei "Scartrade" ab, wobei der Wechsel zwischen derben Shouts und mehrstimmigem Gesang noch deutlicher zutage tritt.
Jan hat zwar schon auf "The Absurd Beauty Of Being Alone" angedeutet, dass er auch beim Cleangesang eine gute Figur macht, doch was er wirklich drauf hat, spielt er erst hier aus. Vor allem bei den klaren Strophen vermeine ich die eine oder andere Parallele zu Howard Jones von Killswitch Engage zu hören. Nach den zwei recht flotten Nummern folgt mit "Unhold" ein Song, der sich eher im mittleren Geschwindigkeitsfeld aufhält, genau wie das nu-metallische "With Courage Of Despair" und das an Machine Head erinnernde, geile "The Good Old Bad Times".
So richtig derbe auf die Fresse gibt es mit "Epigone". Der Song rennt bei mir momentan im Auto hoch und runter und wenn noch einer vor mir den Berg hochbremst, frisst er seine Stoßstange. Nicht, dass das Quartett hier auf Melodien verzichtet hätte, aber die Power steht definitiv im Vordergrund. Anders gehen da Songs wie das sehr melodische "God Of Nothingness" oder das melancholische "In Love With Memories" vor. Hier kommen andere Emotionen als Wut und Aggression zum Einsatz.
Das abschließende "People Of The Abyss" kombiniert nochmal alle Stärken der Aachener und setzt tonnenschwere Riffs neben raue Shouts und ein paar Melodien, die einfach hängen bleiben. Für den fetten Sound ist übrigens Hatesphere-Frontelch Jacob Bredahl verantwortlich, der schon lange ein guter Freund der Band ist. Gebt euch Koroded, wenn sie im April mit Betzefer und President Evil auf Tour gehen. Ihr werdet nicht enttäuscht sein!
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