laut.de-Kritik
Sind wir nicht alle ein bisschen Lali Puna ?
Review von Dominik KrausEinfach mal die Füße hochzulegen und nichts zu tun, scheint ja die Sache des Herrn Markus Acher nicht zu sein. Hätte er sonst im Jahre 1998 nach Notwist und Tied & Tickled Trio noch eine dritte Band (mit) ins Leben gerufen? Eher nicht. Und wenn dann diese "Drittband" innert fünf Jahren drei ausgewachsene LP/CDs sowie etliche 7"s und EPs produziert, dann ist das rein quantitativ schon mal aller Ehren wert. Nicht nur für den Herrn Acher, sondern für die ganze Band, die sich ja insgesamt recht umtriebig zeigt.
Doch eine allein am außerordentlichen Schaffenseifer ihrer Mitglieder orientierte Betrachtungsweise ihres Werkes würde der Band absolut nicht gerecht. Denn Lali Puna haben sich nicht umsonst mit ihrer von Herzen kommenden charmanten Mixtur aus Indiepoprock und Elektronikgeschnipsele eine feine, gar nicht so kleine, treue und durchaus internationale Fangemeinde erspielt. Gemeinsam mit der bezaubernden Sängerin Valerie Trebeljahr, Drummer Christoph Brandner (u.a. bei Console am Kit tätig) und Keyborder Christian Heiß wurde da ein ganz eigener Sound geschaffen und bei ihrer letzten Produktion "Faking The Books" nochmals auf den Punkt gebracht.
Mit "I Thought I Was Over That" erhält die geneigte Hörerschaft nun eine Sammlung aus Coverversionen, B-Seiten und Remixen von und für Lali Puna serviert. Darunter finden sich unter anderem eine Zusammenarbeit mit Tim Simenon von Bomb The Bass ("Clear Cut"), ein Remix der LP-Fans Weatherall/Tenniswood, besser bekannt als Two Lone Swordsmen, sowie eine vorzügliche Interpretation des Slowdive-Stückes "40 Days".
Der Natur der Dinge entsprechend ist die Spannbreite der Sounds, Styles und Beats, die eine solche Zusammenstellung mit sich bringt, etwas weiter gefasst als beispielsweise beim bereits erwähnten "Faking The Books". Dennoch bleiben größere Überraschungen und Übertritte aus, im positiven wie im negativen Sinne. So bringt auch der To Rococo Rot-Mix von "Grin And Bear" keine neuen Erkenntnisse, außer vielleicht jener, dass es auch für geübte Elektroniker gar nicht so leicht ist, einen bereits kugelrunden, in sich stimmigen Song auf wirklich interessante Art zu neuem Leben zu erwecken.
Und so bleibt denn auch "I Thought I Was Over It" insgesamt eher eine liebenswerte ergänzende Bemerkung zum bisherigen Werk von Lali Puna, als ein aufregender neuer funkelnder Popdiamant aus dem Hause Morr. Für Freunde der Band ist das natürlich allemal interessant, und auch für Neueinsteiger hält die Platte einige Schmankerl bereit. Zwar plätschern einige Tracks der Scheibe, immer gemessen an der Qualität des "Originals" (z.B. "Faking The Books", "Grin And Bear"), ein wenig belanglos vor sich hin, doch alles in allem machen bei dieser Band auch z.T. mittelprächtige Remixe und B-Sides weit mehr Spaß als die A-Seiten anderer Kombos, die sich in ähnlichem Umfeld bewegen.
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