laut.de-Kritik
Zu Schaumwein und Häppchen in edgy beleuchteten Fabrikhallen.
Review von Anastasia HartleibWenn Kunstschaffende ihre Profession wechseln, ist das in der Regel mit Vorsicht zu genießen. Viel zu schnell wird dann nämlich aus dem angepriesenen Meisterwerk eines Multitalents ein peinlicher Ausflug in fremde Gefilde. Auch Schauspieler und Kritiker-Liebling Lars Eidinger reiht sich in die Reihe der zweigleisig Fahrenden ein.
Eigentlich hat er sich schon vor knapp 20 Jahren eingereiht. Da nämlich erschien "I'll Break Ya Legg" bereits in kürzerer Form. Aus nicht bekannten Gründen jedoch hat das Label die Platte wieder ausgegraben und vier weitere Songs draufgepackt. Das Resultat: na, ja. Eidinger präsentiert uns eine selbstgebastelte Instrumentalplatte: Hip Hop-Beats in sphärisch-elektronischer Machart. Doch Spannung will über die elf Songs hinweg leider so überhaupt nicht aufkommen.
Zunächst jedoch das Positive: Die interessant gepickten Samples erzeugen in jedem Fall eine düstere Atmosphäre. Eidinger scheint zu wissen, wie man eine Drum-Machine benutzt. Die entstandenen Stücke gehen schon als hörbar durch. Das Problem ist jedoch: Nur zu wissen, wie man einen Drumcomputer bedient, heißt noch lange nicht, dass man weiß, wie man raffinierte Beats baut.
Die Songstrukturen auf "I'll Break Ya Legg" bleiben leider auf allen elf Songs sehr flach. Einzig "Sorehead In Amble Mood" klingt dank des Streicher-Samples hintenraus doch noch etwas interessant. Die simple Konstruktion aus Drums und Samples wird wieder und wieder wiederholt und lässt Raffinesse und vor allem Ecken und Kanten vermissen.
"Looking Birds Holes In The Ass" weist mit seinem dezent an Drum'n'Bass erinnernden Tempo als einziger Song einen Überraschungseffekt auf, den jedoch die Zweiteilung in eine schleppende Orchesterkomposition aufhebt. Selbst 1998 gab es bereits vielseitigere Beats mit mehr Aussagekraft als das, was Eidinger hier vorlegt.
Auch die Titelwahl hinterlässt einige Fragezeichen. "Laughing Potatos In A Microwave" (sic!)? "Empty Teardrop"? "Park Without A Fade Out"? Die Titel klingen allesamt künstlerisch ambitioniert und schauspielerisch aktiv. Immer ist irgendwas irgendwie oder es wird irgendwas getan. Es entsteht der Eindruck, dass der Künstler hinter den pathetisch-unsinnigen Namen große Botschaften versteckt. Doch die kommen beim Hörer leider nicht so wirklich an.
Vermutlich wird "I'll Break Ya Legg" auf Kunst- und Künstlergalas trotzdem ein viel diskutiertes Ding. Bei Schaumwein und Häppchen in edgy beleuchteten Fabrikhallen lässt sich super darüber diskutieren, wie "bahnbrechend und minimalistisch" doch dieses "emotionsgeladene Meisterwerk" ist, das der Lars da komponiert hat.
1 Kommentar mit einer Antwort
Vincent Gallo hat wenigstens probiert zu singen.
das vincent gallo album ist klasse