laut.de-Kritik
Schmeckt nach Wassermelone und riecht nach Sonnencreme.
Review von Sven Kabelitz"Sommer, Sonne, Sonnenschein zieh' ich mir furchtbar gerne rein." Mit dem zweiten Longplayer nach "Gladys" springt Leslie Clio Kopf voran in einen Pool der guten Laune. Der Blue Eyed Soul des Vorgängers dient nur noch als Basis für lebensfrohen Pop. Eureka schmeckt nach Wassermelone und riecht nach Sonnencreme. "In der Tonne, in der Sonne, geh mir da raus, ja / Und sag skudebebubedebupdupnbedupndubah."
Clio vergibt Free Hugs am laufenden Band. Eine Neuausrichtung, an der sich im Grunde nichts aussetzen lässt. Ihren ehemaligen Produzenten und Co-Autor Nikolai Potthoff, seines Zeichens Tomte-Bassist, ersetzt sie dafür durch Dimitri Tikovoi (Placebo, Goldfrapp, Sophie Ellis-Bextor) und Lasse Mårtén (Lykke Li, Johnossi, Franz Ferdinand).
Leider geht auf diesem Weg auch der entscheidende Funken, ihre zwingende Melodieverliebtheit und das Talent einen Ohrwurm an den Nächsten zu reihen, verloren. Eben genau diese Glückseligkeit, die eine gelungene Pop-Platte ausmacht. Das Potential, das in ihrer Neuausrichtung steckt, verschenkt Clio mit zu vielen Zugeständnissen an das glatt geschliffene Formatradio. Gerade in der ersten Hälfte klingt "Eureka" nicht leichtfüßig, sondern zwanghaft fröhlich ("Eureka") und trivial ("Fuck What They Told Ya"). Spätestens in "Damage Done" scheint es, als hätte Clio in den letzten zwei Jahren ihre eigene Identität verloren und durch die eines x-beliebigen amerikanischen Pop-Sternchens ersetzt.
Zu ärgerlich, da in der Sängerin immer noch das gleiche Talent wie auf "Gladys" schlummert. Dies stellt sie mit dem vom Jazz gestreichelten und verträumten "Make Things Better" deutlich unter Beweis. Das aggressive "Bad Eyes" und das im Soul versunkene "Falling To Pieces" verfügen fast wieder über die Direktheit, die Clio bisher auszeichnete.
Den Vogel schießt die Berlinerin mit den beiden abschließenden und nur so vor Kitsch triefenden Balladen "Only A Fool Breaks His Own Heart" und "Remedy" ab. Eine Taschentuch-Party, zu der zwar sämtliche Klischees und alle möglichen Allgemeinplätze eingeladen wurden, das echte Gefühl aber den Abend alleine zu Hause vor dem Fernsehen vergammelt und einsam bei einer Folge Traumschiff seine bereits kalte Pizza Quattro Stagioni mummelt. Traurig.
All die Leichtigkeit und die paar munteren aber ebenso schnell vergessenen Nummern ("My Heart Ain't That Broken", "Be With You") täuschen nicht darüber hinweg, dass Leslio Clio mit "Eureka" ein schwaches zweites Album vorlegt. Zwar dudelt es wunderschön sonnig im Hintergrund, bei einer näheren Betrachtung fällt es aber Stück für Stück in sich zusammen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die eigentlich talentierte Sängerin schnell wieder fängt.
3 Kommentare mit einer Antwort
Ich finde das gesamte Album super gelungen, freundlicher und fröhlicher als Gladys. Kann die 0/8/15 austauschbar vergleiche der Kritik in keiner Weise nachvollziehen denn im Gegensatz zu vielen internationalen Künstlern Kauf ich Leslie clio jede einzelne Nummer ab. Das Album ist rund um gelungen und hat die Bestwertung verdient.
Manchmal braucht es einfach ein Album, das die Laune anhebt, und "Eureka" schafft dies mit seltener Leichtigkeit. Sehr schönes, eingängiges Album. Mich stören nicht mal die angesprochenen Kitschnummern am Ende, ganz im Gegenteil.
Sehr schön getroffen
..nicht so geil wie das Debüt aber immerhin sehr hörenswert..es sticht aus der Masse heraus
Mit eingängigen Melodien und ner tollen Stimme, ein wenig fehlt es an Ecken und Kanten. Wo das #1 noch rau und unverblümt zu Werke ging hört man hier eine aufpolierte Produktion.