laut.de-Kritik
Der Rap-Streber schießt übers Ziel hinaus.
Review von Stefan MertlikLogic inszeniert sich gerne als Stehaufmännchen, das mit dem eigenen Schaffen anderen gut zureden möchte. Das brachte ihm 2017 mit der Selbstmordpräventionshymne "1-800-273-8255" sowie dem dazugehörigen Album „Everybody" Erfolg über die Grenzen seiner Anhängerschaft hinaus. Wie bodenständig er dabei geblieben ist, zeigt eine Szene aus der Dokuserie "Rapture", in der er sein Glück realisiert und in Tränen ausbricht.
Zwei Jahre später scheint Logic aber auch die andere Seite des Ruhms wahrzunehmen: Kollegen, die ihn als Rapper nicht schätzen, eine Boulevardpresse, die sich auf seine Scheidung stürzt, und eine Fanbase, die nicht mehr so fleißig kauft wie früher. Auf "Confessions Of A Dangerous Mind" drückt der 29-Jährige den Reset-Knopf: "I'm scared that I'm sinkin', I'm scared that I'm fallin' / The world think I'm ballin' and maybe I am / But don't give a damn, back in the beginnin' / Did not have a plan, don't know who I am".
Logic wirkt stellenweise verkrampft. Auch wenn niemand daran gezweifelt hat, beweist er mit streberhaftem Wahn, was für ein kompetenter Rapper er ist. Gemeinsam mit Eminem, der sein Spätwerk auf ähnliche Weise ruiniert, zählt er auf "Homicide" die Silben, beschwört auf "Limitless" seinen Reichtum ("Made more money than 99 percent do in they lifespan") und belegt den Szenerückhalt mit Superstar-Features (Gucci Mane, Wiz Khalifa).
"Rap Justin Bieber, best believe, when I'm around, they go crazy", rappt er auf "Commando" und erreicht so bereits in der Albummitte den inhaltlichen Tiefpunkt. Immer wieder schießt er übers Ziel hinaus. Er wäre gern locker, frech und unberechenbar, erzeugt aber nur Stirnrunzeln. Logic geht es gut und das betont er, bis er es sich selber glaubt: "Fifty thousand on my wrist, Red Octobers on my feet / Yeah, I'm only 29, but I still ain't hit my peak".
Dabei sitzt Logics Herz noch immer am rechten Fleck. In "Clickbait" spricht er über die sensationsgeile Öffentlichkeit und ihren Einfluss auf sein Wohlbefinden: "You say my music ain't shit when I creep / Say I should empty the whole bottle in my mouth like Peep / And overdose, immortalize myself / While the media use my death, monetize they wealth". Zeilen wie diese verdeutlichen, dass er die Perspektive eines reichen Promis auch ohne eine angeberische Rapper-Pose einnehmen kann.
Logic weiß, auf welchen Beats er funktioniert. Gemeinsam mit Hof- und Hausproduzent 6ix sowie einigen Gäste (darunter auch Cubeatz aus Sindelfingen) geht er trotzdem nicht auf Nummer sicher. Er rappt an der Seite von Will Smith über Alte-Schule-Bumm-Tschack ("Don't Be Afraid To Be Different"), aber auch mit Newcomer YBN Cordae über Trap-Beats ("Mama/Show Love"). "Confessionens Of A Dangerous Mind" klingt in der Gänze dennoch wie eine Fingerübung, die (hoffentlich) nur einen Zwischenschritt in die nächste künstlerische Phase darstellt.
1 Kommentar
Bisschen oberflächlich die Rezension, hat sich das Album imho nicht verdient. Ja, es hat Schwächen, aber die Höhen nichtmal erwähnen ist ein bisschen wenig. Das echt geile Homicide wird einfach mit einem Nebensatz abgespeist. Wieso wurde von euch das wohl bessere YSIV eigentlich ignoriert? Und mit der Meinung dass sich Eminem gerade seine Karriere ruiniert, steht man ziemlich alleine da.