laut.de-Kritik
St. Pauli im Metalcore-meets-Industrial-Rausch.
Review von Kai ButterweckEine Band, die innerhalb von vier Monaten zwei Veröffentlichungen an den Start bringt, die musikalisch nicht unterschiedlicher hätten ausfallen können, ist sich entweder grundsätzlich noch nicht so richtig darüber im Klaren wohin die Reise gehen soll, oder aber sie macht einfach nur das, worauf sie gerade Lust hat. Lord Of The Lost gehören definitiv zu Letzteren; denn nach mittlerweile fast zehnjähriger Businesszugehörigkeit stellt sich die Frage nach den Wurzeln der Band aus Hamburg schon lange nicht mehr; diese sind im Darkroom-Edelstahl-Gothic der Achtziger verankert. Und daran ändert auch die EP "Full Metal Whore" nichts.
Die aktuelle Veröffentlichung der Mannen um Ober-Lord Chris Harms verdeutlicht allerdings wieder einmal, dass die Band auch durchaus gewillt ist, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Gingen sie auf dem im vergangenen März erschienenen Album "Swan Songs" noch kuschelweich zu Werke, lassen sie auf der neuen EP nun eine Brachial-Bombe nach der anderen platzen.
Angefangen vom mit grenzwertigen Gesangseffekten aufgepeppten bombastischen Titeltrack bis zum Finale mit "Were All Created Evil" lassen die Hanseaten dem Hörer kaum Zeit zum Luftholen. Es wimmelt nur so von messerscharfen Industrial-Riffs, technisch einwandfrei eingeworfenen Metalcore-Breaks und dunkeldüsteren Darbietungen an vorderster Front.
Mein persönliches Highlight: "Love And Hate"; ein unter der Oberfläche melodisch brodelnder Manson-meets-Eldritch-Vulkan, der alles über, unter, vor und hinter sich in Schutt und Asche legt.
"Born In Slavery" zieht ebenfalls eine Schneise der Verwüstung. Es wird gekeift, geschrien und gegrunzt. Und das alles inmitten eines Feuerwerks aus Industrial und Metalcore.
Zum Nachtisch gibt es dann noch vier Remixe auf die Ohren. Hier haben die Jungs und Mädels von Eden Weint Im Grab die Nase vorn. Viel gruseliger kann man wohl kaum noch zu Werke gehen ("Gespensterhure").
Aber auch die beiden Neubearbeitungen von Dope Stars Inc. und Noize Corp hinterlassen große Spuren und beweisen, dass Elektro-Sounds aus der Hölle und grollende Reeperbahn-Riffs richtig gut miteinander können. Einzig der Versuch, das Ganze tanzwütig für den Dancefloor aufzubereiten, geht nach hinten los (Darkflower-Remix). Aber alles halb so wild. An einer einzigen ranzigen Dekor-Kirsche im Dessert ist noch keiner gestorben.
8 Kommentare mit 2 Antworten
Was für ein Cover
Award für das mettenzerberstendste Cover des Jahres ist quasi sicher!
man merkt, im metal kennst dich jetzt nicht wirklich aus
Kläre uns auf. Welche sind deine Top 3 der mettenschwellendsten Cover dieses Jahres?
Grausig... Da fällt einem echt nix mehr ein.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Ich freu mich definitiv auf die live shows...... ich denke die neuen songs werden ein ordentlicher wegflasher werden
Die schnellen Sachen gefallen mir immer um einiges besser, als die superkitschigen Balladen und das sage ich als Nightwish-Fan O.o