laut.de-Kritik
La Roux und Chvrches gibt es leider schon ...
Review von David HutzelDiese fünf Musiker aus Brooklyn klotzen gerne mal: Wo andere Gruppen eine Sängerin haben, gibt es bei Lucius gleich derer zwei. Obendrein stehen sich Holly Laessig und Jess Wolfe auch noch an einem einzigen Mikrofon gegenüber, schauen sich an anstatt ins Publikum zu blicken, tragen meist die gleiche Frisur und das gleiche Outfit.
Das Bild der blumigen 60er-Rock'n'Roll-Hommage komplettiert der Rest der Band: Die drei Herren Molad (Drums), Lalish und Burri (beide Gitarre) ilden in dieser Szenerie einen Halbkreis, dabei stets in Buddy-Holly-Gedächtnis-Anzüge gekleidet. Ihre dritte Platte "Good Grief" klingt allerdings wenig nach Retro-Rock.
Wo der Vorgänger "Wildewoman" noch Doo Wop war, prallt man hier gegen Synth-Wände und E-Drum-Beats. Ihre vereinte Stimmgewalt bringen Laessig und Wolfe in jeden der elf Songs ein. Kein Wunder, dass das durchweg gut harmoniert, so sagt Wolfe über ihre Bandkollegin: "Holly ist die längste und gesündeste Beziehung, die ich jemals hatte."
Passenderweise nimmt sich "Good Grief" dem traditionsreichen Thema Liebe an. Angefangen mit dem Gefühl, verrückt nach etwas oder jemandem zu sein ("Madness") bis zum Blick auf Vergangenes ("Better Look Back") spannt das Album den thematischen Bogen. Dabei zehrt "Good Grief" vor allen Dingen vom schlichten Wohlklang seiner Vokalistinnen, was die Spannungskurve alleine leider nicht in schwindelerregende Höhen treibt.
Zu nichtssagend auch die Elektropop-Instrumentals, die sich von denen der Marken Chvrches oder The Naked And Famous nicht sonderlich unterscheiden. Der Markt dieses ganz okay gemachten Indie-Pops scheint derzeit sowieso übersättigt – und so wähnt man sich an den wenigen Stellen glücklich, an denen die Band andere Töne anschlägt.
"My Heart Got Caught On Your Sleeve" verbreitet anfangs mit puristischem Piano und Gesang Kaffeehaus-Atmosphäre à la Boy. Wie gut, dass der vorherrschende La Roux-Disco-Vibe an einigen Stellen von intelligenten Gitarrentönen niedergeschrammelt wird. Auf "Born Again Teen" bringen die Drums noch eine liebenswürdige Kraut-Motorik rein. Momente wie diese bringen "Good Grief" am Ende wieder ins Gleichgewicht – und ein kleines bisschen kehrt dann auch der erhoffte Rock'n'Roll zurück.
1 Kommentar
Das Debutalbum ließ mich schon an eine 21.Jhdt Version von Abba denken, dieses hier ist aber wirklich mau. Hoffentlich nur ein Fall von "2.-Album-Fluch", mal sehen.