laut.de-Kritik
Im dunklen Sound erkennt man den ein oder anderen Lichtstrahl.
Review von Toni HennigBrian Williams aka Lustmord veröffentlichte zuletzt mit Karin Park das gemeinsame Album "Alter" und steuerte Musik für das Horror-Videospiel "Scorn" bei. Zudem erwiesen auf "The Others (Lustmord Deconstructed)" Acts wie Ulver, Enslaved oder Godflesh dem Waliser die Ehre. Nun meldet sich die Dark Ambient-Legende mit "Much Unseen Is Also Here" zurück, seinem besten Album seit "The Word As Power".
Die Scheibe soll das Vermächtnis von "Heresy" wieder fortsetzen und an dessen spannenden Erzählbogen wieder anknüpfen, hieß es im Vorfeld der Veröffentlichung. Und tatsächlich erinnern die katakombenartigen Sounds in den ersten beiden Tracks an das 1990er-Album. Vor allem im Opener "Behold A Voice As Thunder" zieht der Waliser mit bedrohlichen Chortönen, dumpfen Schlägen, dräuenden Droneklängen und atmosphärischen Keyboardmelodien sämtliche Register seines dunklen Könnens.
Aber schon "An Angel Dissected" verdeutlicht, dass Lustmord mittlerweile in deutlich opulenteren und cineastischeren Gefilden unterwegs ist als vor 34 Jahren. Der Beginn lässt an die atmosphärische Musik des "System Shock"-Remakes denken. Ab der Mitte dringt die Nummer, die von der Stimmung her melancholisches Dead Can Dance-Feeling verbreitet, in schwebende Ligeti-Sphären vor. Jedenfalls kann man sich den Track auch gut als Untermalung eines düsteren Science-Fiction-Streifens vorstellen. "A Shadow Cast Upon The Deep" führt dagegen mit auf- und abebbenden Stimmklängen und fließenden Drones in tiefe, nautische Gewässer.
Tief in einsame, menschenleere Höhlen entführt "Invocation Of The Nameless One", das einerseits eine beklemmende Weitläufigkeit besitzt, andererseits aber durch die an die Musik der frühen Tomb Raider-Spiele erinnernde Melodie eine recht ruhige und friedvolle Atmosphäre ausstrahlt. Ganz anders das schwere "Their Souls Asunder", das mit seinen Sounds die Welt in tiefstes Schwarz taucht.
In "Hence Shall They Be Devoured All Of Them" hört man schließlich die Totenglocken läuten, während sich tieftraurige, celloartige Töne durch die Nummer ziehen. "Other Woes Are Yet To Come" bildet zum Schluss mit seinen langgezogenen Drones und Klängen, die wie ein einsames Saxofon klingen, eine Reise ins Ungewisse.
Die Musik von Brian Williams ist noch immer keine fröhliche Angelegenheit. Doch lässt sich mittlerweile im dunklen Sound des Walisers der ein oder andere Lichtstrahl ausmachen, so dass sich die Scheibe für Lustmord-Verhältnisse schon beinahe als zugänglich bezeichnen lässt.
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