laut.de-Kritik
Es rappelt im Karton!
Review von Alexander Cordas"Can you help me please? I'm trapped. Trapped in a box."
Oh je, der Arme. Aber anscheinend hat ihn gleich jemand aus der Kiste geholt, denn "Django" rumpelt sogleich als swingende Schunkelnummer nach vorne weg. Der Songtitel verrät es: Django Reinhardt und seinem Gypsy-Swing setzen die Herren hier ein lautmalerisches Denkmal. Der Bandname Manoush ist ebenfalls im Dunstkreis der Legende anzusiedeln, stammt Reinhardt doch von Sinti aus dem französischsprachigen Raum ab.
Reines Kopistentum ist jedoch nicht ihre Sache. Deftige, pumpende Konservenbeats peppen das Soundkostüm auf und transportieren den Klang von anno dazumal ins neue Jahrtausend. Dass hier exzellente Musiker am Werk sind, hört man nicht zuletzt den virtuos dargebotenen Violinen- und Akustikgitarren-Soli an. In Polka- oder Walzerstampfern machen diese eine äußerst gute Figur. Eitles Muckertum kommt dabei jedoch zu keiner Zeit zum Tragen, vielmehr betten sich die solistischen Eskapaden schön in die Songs ein.
Das Manoush-Material birgt den einen oder anderen partytauglichen Kracher. Speziell die immer wieder akzentuiert eingesetzten Ballerbeats sorgen für ordentlichen Wumms im Tanzbein. Leider schleicht sich auch die eine oder andere Kröte in die Trackliste. Sicher, "Memories Are Made Of This" hat seinen Klassikerstatus zu Recht inne, aber manche Coverversion muss einfach nicht mehr sein, zumal sie - wie hier - eher einem Bremsklotz gleicht. Gerät doch der muntere Schwof dadurch etwas ins Stocken.
Mit Gesang ("Whistling Gypsy Rover") oder ohne ("Illusionen"), Manoush haben da schon einiges an Groove-Potenzial in petto. Sänger Reto Huber klingt dabei - trotz pausbäckigem Äußeren - wie ein alter Hase. Ob da Mr. Lagavullin oder Herr Laphroig beim Ölen des Organs nachgeholfen haben? Man weiß es nicht. Aber auch er kann "In The Box" in der Metal-Version nicht mehr retten. Was im Original ganz gut hinhaut, verpufft im Remix in olfaktorisch düsteren Gefilden. Dann lieber Fidel-Eskapaden der Marke "Les Yeux Noir", auch wenn sich der Französisch-LKler ob des fehlenden "s" mokiert.
Immer dann, wenn Manoush nicht allzu sehr auf poppige Melodien und gerade Rhythmen schielen, rappelts ordentlich im Karton. Apropos Karton. Ich gehe mal schwer davon aus, dass der Typ jetzt aus der Box raus ist. Der will doch auch nur musizieren.