laut.de-Kritik
Die alles durchströmende Liebe zum Jazz trifft mitten ins Herz.
Review von Miriam WolffTürkis wie der Himmel im Hochsommer strahlt die Hauswand von Malias Albumcover. Malia ist die milchkaffeefarbene Schönheit in ebensolchem Dress neben der Säule. Sieht ein bisschen wie exklusives Safariklamotten-Shooting auf Kuba aus, aber trotzdem sympathisch, so unaufgesetzt.
Ein schwebendes, improvisiertes Trompetenintro auf einer Klangwolke macht gleich klar, mit welchem Genre gespielt werden wird. Rhim-shot, ein filigranes Becken, ein Bassist und ein Keyboarder folgen, die sich aufs Nötige beschränken können und doch Atmosphäre verbreiten. Und nur nach wenigen Sekunden steckt man mitten in der schwülen Melancholie des Songs "Yellow Daffodils". Jazz ist das, keine Widerrede.
Und es dauert auch nur wenige weitere Momente, bis einen die Stimme mitten ins Herz trifft: Nah gehend, warm, stolz, unschuldig und trotzdem gebrochen. Die medizinisch korrekte Bezeichnung dafür wäre wahrscheinlich "heiser", aber das spielt keine Rolle, Malias Vorbilder Billie Holiday und Macy Gray sind das schließlich auch.
Leichte Ähnlichkeiten mit Letztgenannter wird Malia wohl zugeben müssen, denn so bald die CD mit fetteren Besetzungen voran schreitet, zeigen diese sich auch in der einprägsamen Hookline, einem funkigen Groove und der Bläserbehandlung des Arrangement "I'm Not Jealous", einer der flockigeren Nummern der Scheibe.
Doch das Album überrascht einen vielfältig, dafür sorgte Malias Wunschproduzent André Manoukian, der mit Bravour mal mehr soul-, mal mehr jazz- oder bossa-lastige Songs zusammen gewerkelt hat - unter Zuhilfenahme grandioser Musiker. Vor allem in "Solitude", der Bearbeitung eines berühmten Standards des großen Meisters Duke Ellington, scheint die alles durchströmende Liebe zum Jazz durch.
Nicht zuletzt dadurch, dass niemand anderes im zweiten Chorus singt als Lady Day selbst, obwohl die Ballade in eine mit Leichtigkeit tuckernde Easy Listening-Version gewandelt wurde. Verblüffend anders ist auch "I Believed In Roses", die vielleicht ungewöhnlichste Nummer des Albums, die durch die 007-Bigbandbläser nach Austin Powers-Möbeln und Autoverfolgungsjagd klingt - ungewöhnlich, klischeehaft aber keineswegs lächerlich.
Doch alle Unterschiede vereint Malias individuelle Stimme, die sich mit jedem nochmaligen Hören dieser - bis auf leichte Belanglosigkeiten in den Texten - höchst angenehmen und runden Scheibe mehr und mehr ins Langzeitgedächtnis frisst. Eine Zukunft im Musikbiz wäre wohlverdient, denn die schöne Malia ist unverkennbar an den Besten orientiert.
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