laut.de-Kritik
Das würde auch zu Coldplay oder Travis passen.
Review von Giuliano BenassiBei Martin and James fällt früher oder später das Stichwort Simon & Garfunkel. In der Tat gibt es Gemeinsamkeiten: Beide Duos bestehen (oder bestanden) aus zwei männlichen Stimmen, die sich harmonisch ergänzen und verfolgen. Beide setzen auf eher schlichte Begleitung, bei der die akustische Gitarre die Hauptrolle spielt.
Doch damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Die New Yorker haben in den 60er Jahren ein Werk geschaffen, das die Zeit gut überstanden hat. Das liegt einerseits an einprägsamen Texten, andererseits an den Arrangements, die zwar poppig, aber auch innovativ ausfielen. Gefällig, trotzdem mit Anspruch und nicht zwangsweise kommerziell, wie sie 1968 mit dem Album "Bookends" zeigten.
Martin And James schielen dagegen viel zu sehr in Richtung Charts. Reichen sie sich auf der Bühne selbst, haben sie ihr Debüt mit einer vollständigen Band aufgenommen. Das Ergebnis, von den ersten Noten an, gerät ausgesprochen schnulzig.
Rhythmusgruppe im gelangweilten 4/4 Takt, Klaviereinlagen, Pathos steigerndes Ein- und Ausschalten der Begleitung, um stellenweise die Stimmen hervor zu heben: Die Produktion würde auch zu Coldplay, Snow Patrol oder Travis passen.
Was bei den Schotten allerdings fehlt, ist deren Erkennbarkeit. Bereits der Opener hört sich anbiedernd eingängig und austauschbar an. "Wheel" ist klassischer Pop/Rock aus den 80ern, das Riff von "Crashing Into Love" gar von Def Leppards "Die Hard The Hunter" abgekupfert.
Wo bei den Hardrockern E-Gitarren für Wumms sorgen, kommt hier wenig spektakulär eine Mandoline zum Einsatz. Weitere Höhepunkte? Fehlanzeige. Die vergleichsweise besten Momente sind noch die, in denen die Begleitung alleine aus einer Akustikgitarre besteht, wie zu Beginn von "Bad Dream".
Die beiden Herren sind seit über einem Jahrzehnt gemeinsam musikalisch aktiv und haben lange gebraucht, bis sie einen Plattenvertrag unterzeichneten. Ob sie sich mit einem Major-Label einen Gefallen getan haben, ist angesichts des vorliegenden Ergebnisses fraglich. Durch die viel zu gefällige Produktion verliert ihre Musik viel zu viel an Reiz.
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