laut.de-Kritik
Der Alpen-Mike Skinner klingt vertraut.
Review von Oliver LambrechtWarum kommt mir Mauracher so bekannt vor? Das kann doch nicht nur an FM4 liegen? Oder etwa doch? Liegt es wirklich an der Regelmäßigkeit in der dieser Name und der dazu passende Sound über den Äther des österreichischen Ausnahme-Radios geht? Dabei kenne ich Mauracher bisher nur von zwei, drei Liedern. Am nachhaltigsten vielleicht aufgrund der aktuellen Single "Hello" aber hauptsächlich, weil besagtes Radio besagten Musiker ständig in diversen österreichischen Locations ankündigt.
Wie auch immer. Das zweite Album "Kissing My Grandma" des Österreichers erzeugt, kaum eingelegt, eine angenehme Vertrautheit. Seltsam. Der Sound klingt frisch und lebendig, warum aber auch Vertraut? Vielleicht, weil sich hier ein Alpen-Mike Skinner offenbart? Der Gesang in den Strophen funktioniert hier häufig ziemlich Streets-mäßig. Als Paradebeispiel soll "Going Home" herhalten, ein Lied, das gerade im Refrain zu berühren weiß. Vielleicht klingt alles auch so vertraut, weil sich Instrumente in die Lieder schummeln, die ich alle schon in anderen Songs hörte? Beispielsweise das Banjo bei "Mr. Egon"? Auf ausgefallene Elektrospielereien hat Mauracher weitestgehend verzichtet.
Sängerin Maya Racki glänzt mit jedem Song, dem sie gesanglich Leben einhaucht, der sie umgekehrt aber auch jedes mal umschmeichelt. Das Lied "His Legs Against Him" mit Ohrwurm-Bläsern und Rhythmus zum Kopfnicken hält sogar einen Kinderchor parat, wenn das mal nicht wenigstens die Charts von FM4 entert. An der Single "Hello" dürfte es aber auf gar kein Fall ein Vorbeikommen geben. Ein ehrliches "Hello my friend" als Ansage für Zuhörer, nicht nur Elektropunk-affine! Nicht nur hier verzaubert ein interessantes Klangerlebnis mit Spannung! Es funktioniert auch mal verspult, wie bei "Song For Losers".
Junge Junge, wenn dies nicht für Vertrautheit und Schönheit steht, was denn dann? Mauracher? Mauracher! Achja! Maurach heißt ein Örtchen (dem Rezensenten bekannt) am Tiroler Achensee. Schon so oft in die Ferne geschweift, dabei ist Mauracher ganz nah. Das gilt auch für "Kissing My Grandma".