laut.de-Kritik
Zu viel Pop, zu wenig Bop.
Review von Artur SchulzA Cappella - eine Königsdisziplin. Maybebop stehen da, vielen seit 1996 veröffentlichten Werken zum Trotz, in der Akzeptanz vieler Musikfans noch immer hinter den Wise Guys. Was allerdings nicht im vokalen Vermögen begründet sein dürfte. Es liegt halt schlicht an den Songs.
Die 14 Tracks auf "Weniger Sind Mehr" entpuppen sich als qualitativ höchst unterschiedliche Fundstücke aus dem musikalischen Gemischtwarenladen."Im Moment Ist Alles Richtig" startet als ohrschmeichelnder, fluffiger Pop. Bis der Refrain wegen seiner allzu konträren Rhythmusverschleppung einem rundum positiven Eindruck den Garaus macht.
Neben allzu stromlinienförmiger Songs machen vor allem die Texte Kummer: Hier finden sich zuhauf altbekannte und längst begrabene Klischees über Leben, Lieben und PC-kompatibler Weltrettung. "Esst Mehr Insekten" nervt sogar altgediente Latzhosenträger. "Lasset die Zikaden / in Friteusen baden" funktioniert nur als bedingt lustige Reimattacke. Auch die Empfehlung "Nascht die scharfen Larven" bietet leider nur inhaltsleeres Textkokon-Gespinst.
"In Zehn Jahren" jongliert mit sonnigen Beatles-Zitaten der Sgt. Pepper-Ära - und erneut auf Albenlänge immer unerträglicher tönender Weltverbesserungsattitüde. Gut, das Quartett mag das vielleicht alles nicht ernst meinen. Maybebops Witz landet allerdings häufig in humoristischen Sackgassen.
Hand- bzw. stimmwerklich klingt das alles gekonnt, doch der Verzicht auf Ecken und Kanten hinterlässt viel sämiges Einerlei. Dazu reichlich Sprüche aus der Harry Kuhl-Kiste der letzten 20 Jahre - Musik darf einfach nicht die tönende Umsetzung des Programms von RTL II & Konsorten sein.
Wenn schon zitieren oder sich was borgen, dann bitte bei den Guten. Dazu zählen Tic Tac Toe gewiss nicht. Dennoch suhlen sich Maybebop überflüssigerweise in längst vergangenen - und überwunden geglaubten - Niederungen des deutschen Kommerzpop ("Beim Nächsten Mal").
Völlig daneben: Die Adaption des Goethe-Klassikers vom "Erlkönig". Der allzu betonte Bassgesang wirkt unfreiwillig komisch, die Substanz der Lyrik geht in diesem Umfeld völlig verloren. Wie es nahrhaft klingen kann, beweist Achim Reichels kraftvolle Version von 2002 (auf "Wilder Wassermann"). Hier packt das neblige Geister-Grausen hautnah den Hörer, gebannt lauscht man dem schaurigen Schattentreiben beim verzweifelten Kampf des Vaters um das Leben seines Sohnes. Chance vertan!
Fast schon hektisch springen Maybebop von einem handzahmen Popstyle zum nächsten, und lassen dabei kaum wirklich eigenständiges Profil erkennen. Das ist gerade wegen der vokalen Klasse des Quartetts bedauerlich.
9 Kommentare mit einer Antwort
Am besten find ich die Werbung.
"Texte mit Tiefgang: - Nimm mich miiihiiit! Lass mich nicht zurück! Nimm mich miiihiiit!"
@Morpho (« Am besten find ich die Werbung.
"Texte mit Tiefgang: - Nimm mich miiihiiit! Lass mich nicht zurück! Nimm mich miiihiiit!" »):
Du hast "Treibende Beats!" vergessen.
Pfff wann dreht mal jemand diesen Trash Sendern den Saft ab? Die Mucke die die pushen ist doch einfach nur schäbig so wie das Programm. Wer das sieht und hört ist doch eigentlich selbst Schuld oder. Bleib ich lieber bei Pay TV da wird man von dem Mummenschantz grösstenteils verschont. Da ist es mir auch wert eine monatliche Pauschale zu entrichten solange ich dadurch meine Ruhe habe.
Igitt, das is' ja wie PUR ohne Instrumente ...
Ich muss mal Kontra geben: Maybebop haben es wirklich drauf, sie sind vor allem live (!!) super, haben eine tolle Show und tolle Musik, haben für jeden Geschmack was dabei (was a cappella nun wirklich nicht einfach ist) und haben ihren eigenen, aus ernsthaft und (selbst-)ironisch gemischten Stil, den sie durchziehen - und den erkennt man auch wieder! Natürlich ist ein bisschen was seichteres dabei, aber das ist bei fast jedem Musiker so, und selbst das ist bei Maybebop nicht platt, sondern gehört zur Breite des Programms dazu. Man könnte es als "Entspannung" zwischendurch bezeichnen.
Dieses ganze hochnäsige Schlechtmachen kann ich nicht leiden. Wenn ihr's nicht mögt dann haltet doch einfach den Mund und hört die Musik, die euch gefällt, statt andere runterzumachen!
Also ich kann nur den Kopf schütteln, wenn ich diese Kritik lese, wie kann man nur die Beste A-Cappella Band Deutschlands ohne wenn und aber so fertig machen? Maybebop ist die mit Abstand das Beste was uns in Deutschland in der Szene passieren konnte. Sie passen in keine Schublade und machen einfach alles. Von Klassik bis Jazz von Pop bis Volkslieder. Covern und machen eigene Songs. Live sind sie der Oberkracher. Jedes Album von Ihnen ist hörenswert. Ich weiß ja nicht wie taub die Kritiker sind, aber sie sollten mal ihre Ohren waschen, denn das Album ist so was von genial, ein Ohrwurm jagt den nächsten ich kann leider nur 5 Sterne vergeben obwohl es mindestens 100 Sterne verdient gehabt hätte. Maybebop hat einfach Championsleague Niveau. Kauft dieses Album, ihr würdet es sonst bereuen und alle die diese geniale Band runter machen sind bloß neidisch weil sie nie an das Niveau rankommen werden selbst wenn sie 100 Jahre üben müssen Ich singe selbst und habe auch schon einige Bands gehört, aber ich besuche mindestens 1 bis 2 mal pro Jahr ein Konzert von Maybebop und wurde noch niemals enttäuscht. Sie sind halt einfach Klasse in allem was sie machen, entweder richtig oder gar nicht, so könnte wohl ihr Motto lauten. Das Album ist ein absoluter muss für alle Menschen mit Geschmack und Niveau Man merkt dass die Kritiker überhaupt keine Ahnung von anspruchsvoller Musik haben. Das finde ich sehr traurig und schade, denn Maybebop braucht sich überhaupt nicht zu verstecken, im Gegenteil die sind Live viel besser als viele andere Bands in ihrem Bereich Also kaufen und genießen
Simon