laut.de-Kritik

Sie geben sich mitunter sogar mit einem banalen 4/4-Takt ab.

Review von

Die Schweden haben sich ganz schön viel Zeit gelassen mit ihrem neuesten Output. Nachdem es 2006 schon relativ ruhig um die Extrem-Härtner war und die Arbeiten an "ObZen" schon im Frühjahr 2007 anliefen, hat man eigentlich schon deutlich früher mit der Scheibe gerechnet. Dank der Tatsache, dass Drummer Tomas seine Sachen inzwischen wieder tatsächlich live einspielt, anstatt sie wie auf dem Vorgänger zu programmieren, hat der Prozess aber wohl etwas länger gedauert.

Dass es daran gelegen hat, dass sich "ObZen" deutlich eingängiger als sein Vorgänger gibt, darf dennoch bezweifelt werden. Schließlich hat die Band schon länger angekündigt, dass man sich auf dem neuen Material stellenweise sogar mit sowas banalem, wie einem 4/4-Takt abgeben will. Kein Wunder also, dass "Combustion" gleich mal straight auf die Birne hämmert. Eine freundliche, kleine Gitarrenmelodie gaukelt einem ganz kurz eine heile Welt vor, ehe abgefahrene Gitarrenläufe, derbe Riffs und das heisere Gebrüll von Jens einem den Kopf abreißen.

Natürlich gibt es auch die typischen, auf einigen ultratiefe Riffs reduzierten Songs wie "Electric Red", den Titeltrack oder "Pineal Gland Otics", die von der Rhythmik her wieder deutlich komplexer vorgehen. Überraschend aber, dass diese Sachen dennoch meist ohne Mathe-Diplom nachvollziehbar sind. Daneben steht ne Nummer wie "Bleed", deren Einstieg schwer was von Fear Factory hat. Auch hier zeigen sich Meshuggah sehr straight, allerdings sind die Gitarrenanschläge der Hammer, vor allem wenn man bedenkt, wie arschtight Fredrik und Morten das live spielen müssen.

Sehr schleppend und damit auch in gewisser Weise typisch für die Schweden, kriecht "Lethargica" durch die Boxen. Das Riff basiert in der Strophe auf einem einzelnen Ton, dennoch blitzen im Mittelteil sogar ein paar entspannte, akustische Klänge auf. Kaum sind die aber verklungen, geht es schon wieder genauso unbarmherzig monoton weiter, wie zuvor. Überraschen viel Raum für die Gitarren - abseits von komplexer Rhythmik - bietet "The Spiteful Snake". Von Melodie möchte man zwar noch nicht unbedingt sprechen, aber interessant ist das doch allemal.

Während "Pravus", ähnlich wie der Opener, mit einem recht hohen Tempo losballert, geht "Dancers To A Discordant System" mit einer Länge von fast zehn Minuten über die Ziellinie. Man mag es kaum für möglich halten, aber hier lassen die Schweden tatsächlich ein paar Mal Ansätze von Melodie in den Soli auftauchen und gehen auch sonst nicht ganz so monoton zu Werke, wie man es sonst von ihnen gewohnt ist. Manch einem mag das als bedauerlich erscheinen, da die Unterschiede zu "Catch Thirty Three" doch erheblich sind. Aber irgendwie war klar, dass nach der Scheibe mal eine etwas andere Richtung her musste.

Trackliste

  1. 1. Combustion
  2. 2. Electric Red
  3. 3. Bleed
  4. 4. Lethargica
  5. 5. Obzen
  6. 6. This Spiteful Snake
  7. 7. Pineal Gland Optics
  8. 8. Pravus
  9. 9. Dancers To A Discordant System

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23 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 16 Jahren

    Ich finde es leichter zugänglich, daher viel angenehmer zum Hören. Nur schwer und undurchschaubar wird langweilig (siehe Catch Thirtythree). Mal ein wenig zum Entspannen und kopfnicken is doch geiler..
    Destroy, Erase, Improve ist und war der Meilenstein..

    M.

  • Vor 16 Jahren

    @Catch Thirtythree (« @videodrone (« jo aber man könnte durchaus sagen das da eine 4/4 basis besteht, klar spielen nicht alle gemeinsam 4 /4 und haake auch nicht alleine vor sich hin, aber das hab ich auch nicht behauptet... »):

    Einigen wir uns darauf, dass die Muck von denen einfach geil ist...;) »):

    http://i78.photobucket.com/albums/j81/Iech…

    ausschnitt auf einem neuen drummer artikel mit haake, rechts unten erklärt er wieder das der 4/4 takt die basis aller meshuggah songs ist.

  • Vor 16 Jahren

    Ja, die Basis, super, aber trotzdem muss, besonders nach diesem Interview, das Wort "Polymetrik" eingeworfen werden.

    @ cupidissimo
    Dass sich Meshuggah mal mit einem "normalen" 4/4 Takt ausgibt, wo man normal mitzählen kann und sogar die Gitarren nen 4/4 Rhythmus ohne Synkopen hinklatschen, das ist bei Meshuggah eine Rarität und deswegen auch dieser Kommentar. 4/4 ist überall Standard, symmetrisch und irgendwie doch normal...Meshuggah hat sich daran quasi nie gehalten und einen 4/4 Takt meistens untergehen lassen in allen möglichen Taktarten inkl Verschiebungen und zig anderen überlagerten Rhythmus wo echt jedes Bandmitglied was anderes spielt.
    Deswegen ist das "banal". Pure Ironie >.>