laut.de-Kritik
Beswingte Klassiker von Cohen, Clapton und anderen.
Review von Kai KoppEigentlich brauchen wir gar keine Big Band-Importe. Wir haben ja Roger Cicero und Tom Gaebel. Wozu sich also mit Jamie Cullum und Michael Bublé beschäftigen? Weil eine Blumenwiese ihre Pracht aus der Vielfalt bezieht! Und wer gibt sich schon gern mit Gänseblümchen zufrieden, wenn es ringsum in den herrlichsten Farben und Formen floriert.
Bublé gehört zur Generation der Jung-Crooner. Zum Jahrgang jener Entertainer, die das leidenschaftliche Feuer von Frank Sinatra und Gene Kelly weiter tragen, statt ihre Asche anzubeten. Die Frischzellenkur, die sie dem guten alten Swing verpassen, steht diesem gut und sorgt auch kommerziell für zufriedene Gesichter.
Die triolischen Werte zu pflegen, hat sich Michael Bublé also zur Aufgabe gemacht und wie schon auf den Vorgänger-Alben feiert er auf "Call Me Irresponsible" ein heiter-beswingtes Fest. Einzige Ausnahme: die erste Singleauskopplung "Everything", die seine Singer/Songwriterqualitäten ins Rampenlicht rückt.
Für sein Repertoire pflückt er sich aus dem reichhaltigen Jazz- und Popfundus die gehaltvollsten Blüten. In der Vergangenheit angelte er sich von Cole Porter über Stevie Wonder bis zu den Beatles.
Auf "Call Me Irresponsible" erntet er u.a. Leonard Cohens "I'm Your Man", die Gamble & Huff-Komposition "Me And Mrs. Jones" und den Henry Mancini-Klassiker "It Had Better Be Tonight". Selbst Eric Claptons "Wonderful Tonight" taucht er in ein Big Band-Licht. Nicht, dass er in seinen Interpretationen der Farbenpracht des bisherigen Swing-Straußes neue Kolorierungen abtrotzen würde. Das ist nicht sein Anspruch. Er "begnügt" sich damit, mit Leidenschaft eine alte Geschichte neu zu erzählen.
Was spricht dagegen, einen guten Eintopf aufzuwärmen? Nichts! Denn die Brühe, die bei Michael Bublé vor sich hin brodelt, schmeckt äußert nahrhaft. Nein, er erfindet nicht den Labskaus neu. Er fügt ihm mit "Everything", "Lost" und "Call Me Irresponsible" eigene Gewürze bei, ohne das Grundrezept zu variieren. Und das ist auch gut so, denn gegen gute Hausmannskost ist schließlich nichts einzuwenden.
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