laut.de-Kritik
Ein rauschendes Fest der Triolen.
Review von Kai KoppEin überdurchschnittlich gutes Intro (mehr wird nicht verraten), das fließend in den Opener "Come Fly With Me" übergleitet, leitet die DVD ein. Doch auch nach diesem originellen Auftakt begnügt sich der Schnitt nicht damit, einfach eine Liveaufnahme zu präsentieren. Dieser erste Song ist aus verschiedenen Konzerten zusammengesetzt, die alle rhythmisch ineinander übergehen. Als besonderer Glanzpunkt sind gar A-Capella-Versionen aus dem Auto und dem Backstagebereich in den Verlauf eingebettet. Sehr schön gemacht!
Das Hauptkapitel ist durchtränkt von Anekdoten, Toureindrücken, Interview- und Gesprächsfragmenten aus Hotel, Proberaum und Tourbus. "Talking About Girls" heißt eine dieser unterhaltsamen Eskapaden. Diese Eindrücke und die Bonus-Sessions im Unplugged-Format verleihen "Come Fly With Me" echten Unterhaltungs- und Mehrwert.
Musikalisch hat sich Michael Bublé mit Haut und Haar dem puren, echten Big Band-Swing verschrieben. In wenigen Fällen ("Sway", "The Way You Look Tonight") reichert er ihn mit brasilianischen Rhythmen an, um erfolgreich den lasziven Latin Lover zu markieren. In zehn von zwölf Fällen bleibt der Swing-Schuster jedoch bei seinen traditionsreichen Leisten. Oft versucht er erst gar nicht, den Great American Songbook-Klassikern neue Facetten abzugewinnen, und gerade darin liegt der Charme. Den Songs tut es einfach gut, den Swing zurück zu bekommen. Damit haucht Bublé ihnen das Leben ein, das ihnen im Kontext unzähliger Bearbeitungen allzu oft ausgetrieben wurde.
Die Prinzip erhobene schnelle Bildfolge von Regisseur Peter Kagan garantiert vielfältige Eindrücke aus dem Leben Bublés. Die unglaublich vielen Einstellungen malen ein farbenfrohes Porträt des Entertainers. Unter Verwendung abwechslungsreicher Bildbearbeitungs-Tricks gelingt ein erstaunlich homogenes Konglomerat. Vor allem die Schwarz/Weiß-Passagen versprühen nostalgischen Charme - nicht ungewollt eine Anbindung an die Zeit der großen Swing-Entertainer. Immerhin trug Jazzmusik einst 70% zum Gesamtumsatz der Musikindustrie bei.
Michael Bublé spielt so gekonnt mit Klischees, dass seine musikalischen Zitate und Anspielungen fast als Parodie erscheinen. Augenzwinkernd bewegt er sich im klassisch-bewährten Big Band-Rahmen, ohne übertriebene Experimente zu wagen. Er hat nie etwas anderes gesungen und gilt als Überzeugungstäter, der sich nicht zu weit aus dem Fester lehnt. Das ist auch nicht nötig! Die Band besitzt ein absolut zeitgemäßes Klangbild und bläst sich in den ideenreichen Arrangements die Seele aus dem Leib. Unverfälschte Leidenschaft ist die Basis des Erfolgs.
Das Verblüffendste ist jedoch, dass dieser Swing trotz seiner konventionellen Ausrichtung ungeheuren Spaß macht. Die ehrliche Begeisterung für die Musik unserer (Ur-) Urgroßväter ist bei allen Bandmitgliedern spürbar. Auch die Zusammenstellung des Bildmaterials, der Schnitt, die Szenenauswahl: alles ist von liebevoller Hand geführt. Insgesamt eine Ehre für den Swing, ein rauschendes Fest der Triolen und ein gelungenes Porträt des potenten Swingers Michael Bublé.
Doch damit nicht genug, denn "Come Fly With Me" präsentiert sich als DVD/CD-Box-Set. Die beigelegte CD enthält acht Titel, darunter drei Live-Aufnahmen und zwei exklusive Studiotracks, die bisher auf keinem Album zu finden sind.
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