laut.de-Kritik
Der Trail Of Dead-Bassist trauert um seinen Vater.
Review von Kai ButterweckEgal ob daheim, im Club oder inmitten einer tobenden Festival-Meute: Musik bringt Freude ins Leben und zaubert Millionen Menschen auf der ganzen Welt tagtäglich ein Lächeln ins Gesicht. Musik kann aber auch heilen, Wunden schließen und tristen Lebensphasen zu einem Schlussstrich verhelfen – So wie Im Fall von "Departures", dem Debütalbum des Autry Fulbright-Projektes Midnight Masses.
Zusammen mit seinem Bandkollegen Jason Reece, zwei weiteren Mitmusikern (Hugo Vargas-Zesati, Jordan Marecek) sowie einem dreizehnköpfigen Gastmusiker-Geschwader verarbeitet der And You Will Know Us By The Trail Of Dead-Bassist auf elf emotional aufwühlenden und atmosphärisch verkopften Prog-Rock-Stücken den Verlust seines Vaters. Das ist natürlich nichts für die Masse. Bei "Departures" geht es nicht um kreischende Fans, volle Hallen und Verkaufszahlen. Songs wie das eröffnende Drama "Golden Age", das nicht minder sphärisch vor sich hin trippelnde "Broken Mirror" oder das mit einer Prise Funk angereicherte "Clap Your Hands" dienen in erster Linie der Selbst-Therapie.
Nur selten öffnen sich die Verantwortlichen der breiten Öffentlichkeit. Ein melodischer Refrain im Verbund mit Gospel-inspiriertem Background-Gesumme ("All Goes Black"), eine nicht enden wollende Dancefloor-Schleife ("Everywhere Is NowHere") und extraterrestrische Hängematten-Sounds ("Hollywood Death Forever"): Die Abzweigungen in Richtung Licht sind überschaubar. Autry Fulbright verarbeitet seine Trauer lieber im Dunkeln. Wer will es ihm verdenken?
Mit einem skurrilen, teils etwas überladenen Sound-Mix aus Prog, Rock, Pop, Ambient und Psychedelic-Kraut im Gepäck kniet Autry Fulbright vor dem Grab seines Vaters, wo sich der Trauernde dutzenden offenen Fragen stellen muss. Mit Hilfe von tiefgreifenden Soundscapes und der Hoffnung auf bessere Zeiten steuert Fulbright ersehnten Antworten entgegen. Wer ihn dabei begleiten will, der sollte sich viel Zeit nehmen.
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