laut.de-Kritik
Entspannter Soul funktioniert überall zu jeder Tageszeit.
Review von David HilzendegenMiles Bonny hat eine merkwürdige Art und Weise, sich und seine Musik zu umschreiben. Der "Soldier of Music", wie er sich nennt, veröffentlicht sein erstes Album unter dem Titel "Lumberjack Soul". Dabei hat weder das Debüt noch der Sound des US-Amerikaners irgendetwas mit Aggression, Krieg oder harter Arbeit bei unfreundlichem Wetter im Freien zu tun – und auf den ersten Blick schon gar nicht mit Wald.
"Lumberjack Soul" ist eher eine urbane Angelegenheit. Eine knappe Stunde lang vereint Miles Bonny gemeinsam mit verschiedenen Produzenten, was ohnehin zusammengehört. Jazz und Hip Hop bilden die Grundlage der Beats, die Miles Bonny stimmlich veredelt und nebenbei mit der Trompete abrundet. Resultat ist Soul der ganz entspannten Sorte, der nach gemütlichen Stunden auf der Couch, in der Cocktailbar oder unter der Abendsonne schreit.
Wer Miles Bonny schon länger verfolgt, wird auf einige bekannte Stücke treffen. Schließlich schwirrt der Mann aus Kansas City seit geraumer Zeit insbesondere durch den Melting Pot Music-Kosmos. Diverse Kollaborationen mit den Produzenten des Kölner Labels brachten ihm den Beiname "The Voice of MPM" ein. 74 Miles Away, DJ Day und natürlich Suff Daddy sind nur einige der Namen, die für "Lumberjack Soul" die Regler bedienten.
Insbesondere mit den beiden Letztgenannten blickt Miles Bonny bereits auf eine fruchtbare Vergangenheit zurück. So stammen "Still Miles" und "What's Life Like", beides lohnenswerte Raphael Saadiq-Cover, von einer gemeinsamen 12 Inch mit DJ Day. Während sich "Still Miles" noch eng am Original "Still Ray" orientiert, rollt "What's Life Like" das sparsame Original komplett neu auf. Ein wabernder Bass und Miles Bonnys markanter Einsatz der Trompete macht den Tribut komplett.
Überhaupt ist die Trompete, die Miles dank des Vaters in die Wiege gelegt wurde, allgegenwärtig. Schon mit zwei Jahren spielte der Sohn eines professionellen Trompeters seine ersten Noten. Ausufernde, blechbläserne Soli finden jedoch nicht statt. Vielmehr agiert das Instrument gekonnt im Hintergrund, so dass es selten ins Ohr sticht, für die Gesamtkomposition aber unverzichtbar ist. So auch in den beiden Suff Daddy-Produktionen "5 O' Clock Suff" und "Late Night Suff".
Diese Parallele ist einer der Gründe, wieso "Lumberjack Soul" trotz der Produzentendichte und der für ein Album untypischen Zusammenstellung aus neuen und alten Songs nicht zerstückelt wirkt. Vielmehr befindet sich die Scheibe über die komplette Spielzeit in einem entspannten Fluss, der die beiden weiblichen Gäste förmlich zu umgarnen scheint. Ahu sorgt für die nötige Portion Neo-Soul und die mal wieder bezaubernde Fleur Earth genießt "Breakfast" im Bett unter der Morgensonne. Dort funktioniert "Lumberjack Soul" nämlich auch – wie überall anders zu jeder Tageszeit auch. Vermutlich sogar im Wald bei schwerer Arbeit.
5 Kommentare
ja, das klingt interessant.
wird auf jeden fall mal reingehört.
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Jep, das Ding wird wohl ne ganze Weile bei mir laufen. Sehr smoooooth...
heisse scheisse das
Ja, sehr schön. Das Einzige, was den Spaß ein wenig bremst ist, das ich manche Tracks von anderen Releases schon kenne.