laut.de-Kritik
Es gibt Krach, Baby, und zwar aller erster Sahne.
Review von Michael EdeleNach eher durchwachsenen Veröffentlichungen wie "Dark Side Of The Spoon" und den mehr oder minder notwendigen Outputs "Greatest Fits" und " Sphinctour" war es endlich mal wieder an der Zeit, ein Album zu veröffentlichen, das den Charakter und die Qualitäten eines Meisterwerks wie "Psalm 69" hat. Ich kann euch verraten: Die Zeit ist gekommen!
Wer mir nicht glaubt, sollte die Ohren erst mal anlegen, bevor er die CD in den Schacht schiebt, ein Schutzhelm kann auch nicht schaden. Mit "Animosity" bauen Al Jourgensen und Paul Barker eine monströs, massive Gitarrenwand auf, die dich mindestens so platt macht wie Stefan Raabs Witze sind. Ehe man sich davon auch nur ansatzweise erholen kann, setzten sich die beiden in die Planierraupe "Unsung" und bügeln im Vorwärts- und Rückwärtsgang über dich hinweg. Wer sich von "Piss" oder "Lockbox" Erholung verspricht, hat schon verloren und streckt somit nach nicht mal zwanzig Minuten alle Viere von sich. Es gibt Krach, Baby, und zwar aller erster Sahne.
Erst mit "Broken" gehen Ministry es etwas gemächlicher an, wobei auch dieses Riff in geeigneter Lautstärke alles in Grund und Boden mörsert. Al greift hier mal wieder auf einen recht abstrusen Vocoder zurück, und klingt, als hätte er die Heliumflasche noch in der Nase. Mit "The Light Pours Out Of Me" haben sich Ministry recht anständig an einem Cover von einer alten Punk-Combo namens Magazine vergangen, das aber durchaus ins Konzept passt, ehe es mit "Shove" etwas gesetzter weiter geht. Doch auch hier ist man vor Überraschungen nicht gefeit, kurze Noise-Eruptionen sind nicht zu vermeiden.
Das instrumentale "Impossible" macht noch mal deutlich, dass die Jungs einen an der Waffel haben, dieser Umstand der genialen Verbindung aus Lärm und Musik aber keinen Abbruch tut. Als wirklich anstrengend, wenn man nicht gerade vollkommen angepisst ist, empfinde ich "Stolen"; und auch die Tatsache, dass Ministry bei "Leper" sowohl auf Text, als auch auf jegliche Sprachsamples verzichtet haben, trägt nicht zur Entspannung bei. Hätte dem Song bestimmt nicht geschadet.
Zwar haben Ministry auf "Animositisomina" gänzlich auf Samples und ähnlichen Kram verzichtet, aber man kann wohl trotzdem mit Fug und Recht von einem waschechten Ministry-Album sprechen. Wenn sie jetzt wenigstens ihre Ankündigung wahr machen, auf jedem gottverdammten Festival in Europa zu spielen, kann der Sommer von mir aus kommen.
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