laut.de-Kritik
Blume des Bösen oder doch eher Blume des Blöden?
Review von Ulf KubankeMono Inc sind mittlerweile eine echte Szenegröße mit Charts-Lorbeeren und rapide steigenden Festival-Rankings. Das sechste Album der Hamburger Düstercombo heißt "Nimmermehr" und kommt als echtes Twoface daher. Vom kleinen Spektakel bis zum großen Debakel wird weder mit Licht und erst recht nicht mit Schatten gegeizt. Nebenbei gibt es ein knappes Dutzend radiotauglicher Düsterrock-Tracks mit Ohrwurmgarantie.
Das Rezept: die Monos schnappen sich einen wenig innovativen aber sehr gängigen angedunkelten Stromgitarrenteppich. Dazu Melodien von kirmestauglicher Eingängigkeit plus einen Hauch schlageresker Attitüde. Was beim gräflichen Grußonkel des Stadionevents oder bei Haudegen konzeptionell funktioniert, adaptieren Mono Inc für sich als Nordlichtvariante. Sänger Martin hat den rechten Seebärenakzent und die Songs mitunter einen leichten Shanty Touch.
Heraus kommen solch abgezockte Gewächse wie das schauerliche "Heile Heile Segen". Blume des Bösen oder doch eher Blume des Blöden? Scheinbar kaum mehr als ein karussellhafter Kinderreim; gebettet in zuckerfreie Rammstein-light-Gitarren, mit fies eingestreutem Cher-Effekt. In Wahrheit ein diabolisches Monster von einem Song, den man lieben oder mit guten Gründen auch aus tiefstem Herzen hassen kann. Los wird man ihn tagelang "Nimmermehr". So werden Hits gemacht.
Ähnlich geht das in einer Tour weiter. Schreckliche Reißbrett-Hymnen von der denkbar kitschigsten Sorte sind keine Seltenheit. "Kein Weg Zu Weit" ist ein untoter Wiedergänger von "Geboren Um zu Leben". Das furchtbare Lied brät dem Hörer samt glöckchenklarem Kinderchor den Schmalz und Schwulst ganzer Jahrhunderte über. Zeilen wie: "Die Zeichen der Zeit machen Herzen bereit./ So warm in der Brust; Inferno der Lust", runden die Unerträglichkeit in erstaunlicher Konsequenz ab. Wer das romantisch findet, hat mehr als nur ein Problem.
Was die Band mitunter rettet, ist der vollkommen unprätentiöse und sympathische Pinselstrich, mit dem sie solches Grauen serviert. Alles hat ein gewisses Augenzwinkern, das den allermeisten Pathoskönigen komplett abgeht. Dazu gibt es mit den an die Sisters erinnernden "My Deal with God" oder etwa "Euthanasia" ein paar Rock gewordene Lichtblicke, die stark vom Nichtgebrauch der deutschen Sprache profitieren.
Auch handwerklich könnte das Bild nicht geteilter sein. Rhythmus-Queen Katha Mia gibt eine treibende, sehr ordnende und souveräne Leistung an den Fellen ab. Der gelegentliche Einsatz ihrer Stimme bei den Backing Vocals fügt sich songdienlich ein. Gegenpol und augenfälligster Schwachpunkt der Hanseaten bleibt die nicht nur an Volumen schwache Gesangsleistung von Martin Engler. Was nützen all die verschenkten Sisters Anleihen, wenn kein Charismatiker wie Eldritch vor dem Mikro steht? Damit bleibt der erste Eindruck von "Nimmermehr" auch der letzte: Man möchte die sympathische Truppe so gern mögen. Aber sie machen es einem nicht leicht.
7 Kommentare
Restlos überbewertete Band.
hier nicht
"Düster-Rock" ist doch von vorne bis hinten durchkalkuliert. peinliche Texte, die von einem Fünftklässler stammen könnten / lahme 4/4-Takt Drums / klinische Gitarren ohne jede Seele... die Bands die aus dem "Genre" bzw. dem Dunstkreis kommen klingen alle gleich.
Da ist das Styling eh wichtiger als die Musik an sich.
Ganz, ganz, ganz schlimmer Scheiß!
@TanteAli (« "Düster-Rock" ist doch von vorne bis hinten durchkalkuliert. peinliche Texte, die von einem Fünftklässler stammen könnten / lahme 4/4-Takt Drums / klinische Gitarren ohne jede Seele... die Bands die aus dem "Genre" bzw. dem Dunstkreis kommen klingen alle gleich.
Da ist das Styling eh wichtiger als die Musik an sich. »):
pauschalisierungen sind immer toll, aber stehts falsch.
Die Band ist schlimm aber sie haben die hübscheste Drummerin die ich kenne.