Fotos/Review: Bushidos Live-Comeback in Berlin

Nach acht Jahren Abwesenheit kehrt der 45-Jährige auf die Bühnen Deutschlands zurück.

Berlin (laut) - Es geht erstaunlich ruhig und gesittet vor der Berliner Mercedes-Benz Arena zu - und das bei einem riesigen Menschenauflauf: Fast zeitgleich zu Bushido läuft direkt nebenan in der Verti Music Hall auch Jason Derulo auf. Drinnen in der Halle kocht die Stimmung dafür hoch: 14.000 Fans freuen sich auf Bushidos Livekonzert - sein erstes seit acht Jahren und Auftakt der "König Für Immer!"-Tour. Zuletzt hatte man den Rapper im Huxleys Neue Welt gesehen.

Unzählige Klassiker

In der rund zweieinhalb Stunden langen Setlist arbeitet sich Bushido an zahlreichen Stationen seiner Diskographie ab. Unterstützung erhält er von Labelkollege Animus und YouTuber Marvin California, der den Platz am DJ Pult einnimmt. Das Konzert beginnt mit dem 2019er Carlo Cokxxx Nutten 4-Intro "Ronin", es gibt keinen vorangestellten Supportact. Anschließend laufen die großen Hits aus Bushidos Karriere mehr oder choronologisch ab. Zum VBBZS-Track "Berlin" zeigt er sein Hauptstadt-Tattoo in die Menge - die Fans jubelt ausgelassen.

Für die Performance von "Sonnenbank Flavour" holt er eine junge Frau aus dem Publikum auf die Bühne, und es stellt sich kurioserweise heraus, dass sie bereits beim letzten Bushido-Konzert vor acht Jahren an der Seite des Rappers gestanden hatte. Bushido lässt kaum einen Klassiker aus und performt selbst das nach seiner Veröffentlichung 2013 zeitweise indizierte "Stress Ohne Grund", allerdings ohne entsprechenden Gastauftritt von Featurepartner Shindy. Als Zugabe gibt es den Capital Bra-Disstrack aus dem letzten Jahr, den Song "Familie" und seine Version des Karel Gott-Klassikers "Für Immer Jung".

Es wird fröhlich gedisst

Wer immer noch meint, Bushido könne den Spagat zwischen Familienmensch und Pöbelrapper nicht irgendwie unter einen Hut bringen, wird abermals eines Besseren belehrt. Nachdem er stundenlang in seinen teils homophoben und sexistischen Texten gegen Polizei, Staat und Genrekollegen gewettert hat, kommen vier seiner Kinder auf die Bühne, um den Papa zu umarmen. Auch sonst entstehen bei den Disses herrlich abstruse Situationen. Ein persönliches Highlight: Auf Sterne rappt Bushido "Mittelfinger für die RTL-Kamerateams"; dass der Streamingdienst RTL+ sein Konzert überträgt, scheint ihn dabei nicht zu kümmern. Wieder einmal ist deutlich, dass die Provokationen des 45-Jährigen inzwischen lediglich Show und Marketing für die eigene Reality TV-Serie sind – für eine authentische Gangsterattitüde geht sicherlich niemand mehr auf ein Bushido-Konzert.

Angeblich soll es sich bei "König Für immer" um Bushidos letzte, große Tour handeln. Doch Ankündigungen des Rappers sollte man ja bekanntlich immer etwas Misstrauen entgegen bringen. Sein Live-Comeback gestern war zugleich das allerletzte Konzert in der Mercedes-Benz Arena: Heute wird die Halle in Uber Arena umbenannt. Und dorthin kehrt der Rapper im Zuge seiner Tour am 15. April erneut zurück.