laut.de-Kritik

Halbherzige Cover-Versionen und einige neue Songs.

Review von

Trompeter Nils Wülker und Gitarrist Arne Jansen arbeiten schon seit fünfzehn Jahren zusammen, haben aber noch nie ein Duo-Album veröffentlicht. Das ändert sich nun mit "Closer". Neben Interpretationen aus dem eigenen Repertoire der beiden Leader finden sich auf der Platte auch Coverversionen sowie neue Eigenkompositionen.

Den Beginn macht eine Neuinterpretation von Nine Inch Nails' "Hurt", für die sich die beiden Musiker die Version Johnny Cashs zum Vorbild nahmen. Dabei strahlt Wülker zu Beginn wie auch Johnny Cash in seiner Coverversion eine gewisse Milde aus, während die Gitarreneffekte Jansens ein reduziertes Fundament bilden. Danach ergänzt Wülker die Nummer um eine zusätzliche Passage und Jansen erhöht die Lautstärke, wodurch der Track im reinen Wohlklang versinkt. Das hat mit der Abgründigkeit und Zerrissenheit des 1994er-Originals leider nicht mehr viel zu tun.

In weiteren Verlauf beweist Wülker, dass er von zärtlich über lässig bis hin zu hymnisch ein breites Spektrum bedient. Jedenfalls lässt sich die Scheibe gut wegkonsumieren und hat vor allem in den ruhigen Momenten, wie etwa in der Eigenkomposition "Beyond The Bavarian Sky", ihre melodischen Qualitäten. Jedoch fehlt es ihr so gut wie durchgängig an Persönlichkeit, da Wülker nur wenig riskiert. Vielmehr will er es scheinbar allen recht machen.

Jansen nimmt eher eine begleitende denn eine tragende Rolle auf diesem Werk ein. Hin und wieder steuert er wie im funkigen "Deep Dive" ein kurzes Solo bei, hält sich aber zumeist im Hintergrund. Zumindest füllt er seine Rolle zufriedenstellend aus, da er mit seinen minimalistischen und ambienthaften Sounds, die oftmals verfremdet daherkommen, kaum einen Ton zu viel setzt. In "It Won't Be Long" offenbart er mit seinem akustischen Spiel gar erdig folkige Qualitäten. Dabei strahlen die Töne Wülkers Zuversicht aus.

Die einzige richtige Grätsche auf der Scheibe stellt "So Close To You" dar, das mit seinem beschwingten Wohlfühlsound das Jazz-Äquivalent zu Andreas Bourani, Tim Bendzko und Co. darstellt. Sämtliche Erwartungshaltungen schütteln die beiden Musiker schließlich am Ende in ihrer Coverversion von The Blue Niles feat. Paul Buchanans "Let's Go Out Tonight" ab. Durch die gefühlvollen Soli Wülkers kommt hier doch noch endlich so etwas wie Persönlichkeit zum Vorschein. Dazu sorgt Jansen, der gegen Ende selbst ein schönes Solo beisteuert, für eine nächtlich reduzierte Begleitung. Letzten Endes stellt "Closer" zwar eine abwechslungsreiche Angelegenheit dar, bietet aber größtenteils auch nicht viel mehr als gut gemachten Fanservice.

Trackliste

  1. 1. Hurt
  2. 2. Nika's Dream
  3. 3. Deep Dive
  4. 4. YaYaYa
  5. 5. Beyond The Bavarian Sky
  6. 6. He Who Counts The Stars
  7. 7. It Won't Be Long
  8. 8. So Close To You
  9. 9. The Great He-Goat
  10. 10. Let's Go Out Tonight

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