laut.de-Kritik

Straighter Street-Rap pumpt blaues Blut.

Review von

Kein Trap, kein Elektro, wenig G-Funk, wenig Boom Bap: Nipsey Hussle, im Hype der TDE-Posse ein wenig in den Hintergrund gedrängt, wählt für sein kleines Comeback straighten Street-Rap mit Tendenz zur Cloud.

Bereits die ersten vier Tracks bilden eine gnadenlose Linie. Die Snares schlagen hart, 80er Loops treffen auf vibrierende Synthies. Nipsey flowt derweil fehlerlos und berichtet bodenständig vom Husseln im Crenshaw-Ghetto, jenseits von Rick Ross' Größenwahn oder Gucci-Gangsta-Gepose.

Ein Auftakt nach Maß also. Hinter den Reglern sitzt zumeist das eher unbekannte The Futuristiks-Team. Für "More Or Less" jedoch poppt ein gewisser Soundsmith die 80er-Synthies auf Hochglanz. Das folgende "4 In The Mornin'" drosselt das Tempo noch einmal und holt mit einem dominierenden Vocalloop den zurückgelehnten G-Funk hervor.

"Don't Take Days Off" greift zum ersten Mal auf eine Hookline zurück: zum Glück eine schön zerbrechliche, die perfekt zu Nipseys kraftvollen Style passt. Überhaupt flowt der Hustler unaufgeregt und setzt die Akzente mit perfekt gesetzten Pausen.

Auf dem breitschultrigen "Drop Coupes" rollt er unaufhaltsam, obwohl "skinny as a rifle". Den 9th Wonder-Boom-Bap auf "Face The World" reitet er ebenfalls abgeklärt, und mit dem schweren, just blazigen "Blessings" pickt er fast so gute Beats wie Nachbar The Game.

Selbst 80er-Pet Shop Boys-Sounds ("Change Nothing"), umwerfende Sade-Samples ("If U Were Mine") oder zwei Abstecher zum Sizzurp exen in Houston ("H-Town", "Go Long") reihen sich nahtlos ins Gesamtkunstwerk ein. Da hätte es den guten Zwölf-Minuten-Abschluss-so-ist-das-Leben-in-Crenshaw-Track gar nicht gebraucht.

Wenn Jay-Z trotz Free-Download in mauer Qualität 100 top-produzierte "Crewnshaw"-CDs von dir für je 100 Dollar kauft: Bist du dann endlich ein Superstar? Nein, aber dein Konzept, du ehemaliger Westcoast-Fackelträger, geht auf. Zu recht. 100 für 100 verdient das Album zwar nicht, aber es pumpt blaues Blut bis zum Umfallen. Wie rappte Nipsey selbst auf "Drop Coupes": "He said hit em up / X said shut em down / I been going hard / ain't no stopping now."

Trackliste

  1. 1. Crenshaw Blvd
  2. 2. U See Us
  3. 3. Checc Me Out feat. Cobby Supreme & Dom Kennedy
  4. 4. The Weather feat. Rick Ross & Cuzzy Capone
  5. 5. All Get Right feat. J. Stone
  6. 6. More Or Less
  7. 7. 4 In The Mornin'
  8. 8. Don't Take Days Off feat. Dubb
  9. 9. H-Town feat. Cobby Supreme & Dom Kennedy
  10. 10. Drop Coupes
  11. 11. Face The World
  12. 12. Blessings
  13. 13. Summertime In That Cutlass
  14. 14. Change Nothing
  15. 15. If U Were Mine feat. James Fauntleroy
  16. 16. Come Over feat. James Fauntleroy
  17. 17. Hate It Or Love It feat. Teeflii
  18. 18. 1 Of 1 feat. Bh
  19. 19. Go Long feat. Zro & Slim Thug
  20. 20. No Regrets feat. Zeke
  21. 21. Crenshaw & Slauson (True Story)

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