laut.de-Kritik
Ein weiterer Aspirant für den Titel "Best Producer On The Mic".
Review von Fabian MerloMan muss sich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, um zu behaupten, Nottz gehöre zu den unterschätztesten Hip Hop-Producern. Seit er 1998 auf Bustas "E.L.E."-Album erstmals auffiel, saß er für fast jeden Big Name oder Publikumsliebling von 50 Cent über Kanye West, Snoop Dogg, The Game bis zu Little Brother oder Bilal an den Decks. Ein erklärter Fan ist auch Dr. Dre, der Nottz auf dem sagenumwobenen "Detox" eingespannt haben soll.
Während viele Produzenten mittlerweile selbst zu Stars avancierten, erweckte Nottz den Eindruck des eher zurückgezogenen Bastlers, der seine Qualitätsarbeit fernab des Rampenlichts abliefert. Vielleicht ist sein erstes Soloalbum der Versuch, dieser Rolle zu entfliehen.
Auch wenn er schon gelegentlich zum Mic griff, war der Musiknerd aus Norfolk, Virginia bislang weniger als MC aufgefallen. Mit "You Need This Music" wagt er nun den Schritt zum rappenden Produzenten. Durchforscht man die Foren, stolpert man nicht selten über Kommentare, die sich in etwa so zusammenfassen lassen: "Die Beats sind dope – aber Schuster bleib bei deinen Leisten".
Als wirklich störend empfinde ich seine Raps jedoch nicht, auch wenn ihm die Gäste gelegentlich die Grenzen aufzeigen. Ist aber auch keine Schande, wenn man etwa Snoop Dogg und Royce da 5'9'' auf einen Song lädt.
Man merkt schnell, dass Nottz sich sehr Mühe gegeben hat, die Vocals abwechslungsreich zu gestalten und seinen ansonsten schon ordentlichen Flow aufzumöbeln.
Auch verlässt er gelegentlich thematisch die abgetrampelten Pfade. Wie etwa auf "A Dream Come True", wo er sich vorstellt, wie die verstorbenen Legenden von Dilla über Marvin Gaye bis Michael Jackson im Himmel weiterhin ihrem Musikerdasein frönen.
Auf "How Long Will It Last" philosophiert er, unterstützt von Joy Denalane, über seinen Karriere-Grind, mit Joell Ortiz übt er sich auf "The Cycle" in straßennahem Storytelling, und das finale "Right Here" mit Bilal ist gar richtig persönlich geraten.
Nottz holt aus seinen überblickbaren Rap-Skills das Maximus heraus. Erfreulich ist auch, dass sich die Gästeschar nicht mit hastig hingekritzelten 16ern und Hooks zufrieden gibt, sondern sichtlich darum bemüht ist, sich für die jahrelange Versorgung mit dickem Beatmaterial erkenntlich zu zeigen.
Kardinal Offishall und Little Brother sind sich dann auch nicht zu schade, auf "I Do It For Yawl" in die Rolle von Nottz-Fans zu schlüpfen. Auf selbigem Track proklamiert Nottz: "Same hard ass drums, incredible basslines" - diesem Eigenlob muss man uneingeschränkt zustimmen!
Selten kommt es vor, dass man während des Schreibens einer Plattenkritik ununterbrochen mitnickt – hier jedoch geschehen. So macht es auch kaum Sinn, irgendwelche Beats herauszuheben. Ausfälle? Fehlanzeige! Funk, Soul, satte Drums, wummernde Basslines? Alles da! Jeder der 14 Tracks ist ein Paradebeispiel für die gehobene Samplekunst. Trotz klassischer Machart wirkt es nicht altbacken, eine eigene Handschrift ist durchaus erkennbar, was aber der Vielfalt nicht geschadet hat.
Man könnte auf hohem Niveau meckern und feststellen, dass ein Produceralbum mit den drei, vier besten Solotracks von Nottz wohl noch eine Spur derber ausgefallen wäre. Doch schlussendlich kann man Nottz ein weiteres Mal zustimmen, denn zwischendurch braucht man einfach solch unverfälschte, soulige und im positiven Sinne klassische Rap-Mucke.
7 Kommentare
Dwele, Kardinal Offishall, Asher Roth.. alleine da kriege ich schon das kalte Kotzen.
Baude, gibs Dir, Hammer-Album! Bin absolut begeistert, 5/5 von mir. "How Long Will It Last" ist bissl dreist bei Masta Ace geklaut, aber gut, passt dennoch. Sein Rap ist durchaus ok, die Gast-Parts durchweg super und die Beats und Produktion erhaben. Pflicht!
ja, schon 4,5/5 und das mit der Homage hatte ich wohl überhört, Danke für den Hinweis.
für mich 3-4 von 5, lässt zum ende hin etwas nach und wird gleichgültiger. aber trotzdem sehr stark. und so mancher track wird für mich bestimmt all time fav bleiben, da sind mir ein paar maue nummern egal.
tolles album