laut.de-Kritik
Paul Van Dyks Zöglinge zeigen sich als gelehrige Schüler.
Review von Daniel StraubSich mit guten Songs ins Ohr des Publikums zu spielen, erfordert sehr viel Ausdauer und einen langen Atem. Beschleunigen kann man das Ganze durch die zur richtigen Zeit am richtigen Ort geknüpften Kontakte. Das italienische Trance-Duo Nu Nrg hat in dieser Hinsicht alles richtig gemacht. Ihre Single "Dreamland" landete bei Paul Van Dyk auf den Plattentellern, und kurz darauf signte der Berliner Top-DJ Nu Nrg für sein Label Vandit.
Dort erscheint nun der erste Longplayer der beiden Römer, die inzwischen der erweiterten Trance- Championsleague zugerechnet werden dürfen. Kaum ein großer Rave, kaum ein Clubevent auf der Partyinsel Ibiza, das nicht mit Nu Nrg im Line Up auf Kundenfang geht. "Freefall" unterstreicht, warum die Tracks aus der Feder von Giuseppe Ottaviani und Andrea Ribeca derzeit so hoch im Kurs stehen. Nu Nrg bringen leichte Melodien und druckvolle Beats auf einen Nenner, ohne sich allzu oft an abgegriffenen Trance-Klischees zu bedienen.
Nu Nrg treffen den richtigen Ton und dies nicht nur mit ihren längst cluberprobten Singles "Butterfly" und "Dreamland". Letztere wurde für "Freefall" einer Frischzellenkur unterzogen, schließlich hat das Original in der Zwischenzeit auch schon knappe vier Jahre auf dem Buckel. Aufgepeppt haben Nu Nrg die Sounds, die mit etwas mehr Druck aus den Boxen schieben. Bei den Arrangements standen hingegen eher Trance-Tracks von Mitte der 90er Jahre Pate.
Das melodische "Aloa P" zum Beispiel weckt reihenweise Erinnerungen an die frühen Rave-Tage. Und auch die übrigen Tracks spielen mit den Emotionen der Zuhörer, favorisieren einen langsamen Spannungsaufbau. Langweilige, weil tausend Mal gehörte Trommelwirbel kommen dezent eingesetzt zum Zug. Als Allheilmittel für ihre Tracks werden sie von Nu Nrg zu keinem Zeitpunkt verstanden.
Die beiden Römer legen mit "Freefall" ein gelungenes Trancealbum hin, das sich über dunkel chillige Tracks wie "Eclisse" oder "Visual Sonar" zu dicken Partybomben im Stile von "Butterfly" hocharbeitet. Leicht fließende Melodien in Verbindung mit einer inneren Dramatik halten die elf Tracks des Albums zusammen und machen deutlich, wo die Stärken von Nu Nrg liegen.
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