laut.de-Kritik
Spielen die eigentlich gegen- oder miteinander?
Review von Michael EdeleEin Nuclear Assault-Konzert ist in der Regel keine Gelegenheit, technische Finesse in Perfektion zu erleben. Aber darauf kommt es auch gar nicht an. Die New Yorker waren stets mindestens genauso tief im Hardcore verwurzelt wie im Metal. Eine entsprechende Einstellung legen sie auch an ihren Instrumenten an den Tag. So hat man hin und wieder das Gefühl, als würden die Kerle eher gegeneinander als miteinander spielen.
Mitreißendes Stageacting sieht mit Sicherheit ebenfalls anders aus. Danny Lilker bangt zwar stoisch über dem Bass, kommt bei den Backing Vocals aber doch das ein oder andere Mal zu spät. Tony Bramante konzentriert sich hauptsächlich auf seine Klampfe - er nickt höchstens mal mit dem Kopf - und dass Glenn Evans nicht mehr zu den agilsten Drummern zählt, ist bei seinem Alter auch kein Geheimnis mehr.
John Connelly ist durch die Doppelbelastung Gitarre/Gesang so eingeschränkt, dass sich seine Action auf der Bühne ebenfalls in Grenzen hält. Das ändert sich allerdings, wenn er sich mit Gitarre und Mikro mitten ins Publikum stellt.
Sound- und bildtechnisch geht "Louder Harder Faster" eigentlich in Ordnung, doch auch das muss im Nuclear Assault-Kontext gesehen werden. Die DVD ist kein High End Class-Product, sondern eben mehr oder minder eine Underground-Produktion, die weder etwas beschönigt, noch verschweigt. Manche Soli klingen dermaßen schief, da kann einfach nichts nachgebessert worden sein.
Die Kameraführung ist alles andere als perfekt, aber vielleicht kommt gerade deswegen so was wie Live-Feeling auf. Und wie stellt John so schön fest: "By the way, the more you drink, the better we sound!" Dass sie dann "Long Haired Asshole" ist schon ne coole Sache.
Neben dem Gig gibt es noch jede Menge zusätzlicher DVD-Features zu sehen. Etwa "Live Footage In Japan", wo sie vor einem riesigen Publikum spielten. Leider sind die Kameraaufnahmen noch verwackelter und sparsame als vorher. Allerdings gibts ein recht gutes Led Zeppelin-Cover zu hören. "Live At Hammersmith" ist eigentlich nur wegen der Authentizität zu ertragen, spielen sie dort doch zu dem Sound eines Staubsauger - auch mal interessant.
Dazu gibts noch Foto-Slideshows zu unterschiedlichen Video-Shoots und ein sehr cooles Video zu "Long Haired Asshole". Das Interview ist unterhaltsam und könnte gar den Anstoß zur DVD gegeben haben. Natürlich ist der Studioreport genauso spannend wie ein echter Studioaufenthalt: Wer gerade nicht aufnimmt, langweilt sich zu Tode. Zum Abschluss gibt es mit "Celtic Frosty Cold Beer" und einer nur bedingt gelungene Speedversion von "Folsom Prison Blues" noch zwei neue Songs.
"Louder Harder Faster" muss, wie erwähnt, im Nuclear Assault-Kontext betrachtet werden. Wer das aushält, für den ist vorliegende DVD mit Sicherheit eine nette Unterhaltung.
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