laut.de-Kritik
Lana Del Rey als Königin der Nacht.
Review von Artur SchulzWenn der große Gatsby zur rauschenden Ballnacht lädt, mangelt es nicht an illustren Gästen. Das gilt vor allem für die musikalische Untermalung. Auf dem Soundtrack zum Film mit Leonardo Di Caprio finden sich u.a. Jay-Z, Jack White, Bryan Ferry, Beyoncé, Fergie und Lana Del Rey. Doch welcher Stern strahlt am hellsten?
Jay-Z, Co-Produzent des Films, eröffnet mit einer "100 $ Bill" den Show-Reigen. Für eine Story aus den goldenen Zwanzigern scheinen Hip Hop-Beats zunächst unpassend. Doch dahinter steckt ein Plan: Jay-Z modernisiert den Stoff, will den Jazz der frühen Jahre mit zeitgenössischen Sounds neu illustrieren. So hält das Album eine Menge ungewöhnlicher Hörüberraschungen parat.
Beyoncé stattet mit André 3000 dem Amy Winehouse-Klassiker "Back To Black" einen dezent groovenden Besuch ab. Umgekehrt bedient sich Emeli Sandé mit einer elegant-gediegenen Version des Megahits "Crazy In Love" dem Fundus der R'n'B-Queen. Schließlich taucht gar Jack White auf - und tobt sich an U2s "Love Is Blindness" in einem Seventies-Kettensägenmassaker aus. So gegensätzlich das alles zunächst klingen mag - in der Summe funktioniert es. Langeweile lässt "The Great Gatsby" erst gar nicht aufkommen.
Und dann erscheint die Königin der rauschenden Ballnacht. Lana Del Rey zelebriert mit "Young And Beautiful" einen melancholischen Hit für die Stunden nach Mitternacht, wenn das Partykonfetti längst in alle Winde verstreut ist. Weiche Sounds wallen, die Melodieführung leitet auf einen emotionalen Refrain über. Immer wieder steht die dramatische Nummer kurz vor einer Explosion, die dann doch nicht stattfindet - was hervorragend zur Intention des Buches und des Films passt.
Denn darum dreht es sich in der Story um den großen Gatsby: Das Wahren des Scheins, die Bewahrung der Contenance, auch wenn es unter der Oberfläche brodelt. Wirkliche Gefühle finden selten ihr Ventil, warten aber auf die Chance zum Ausbruch, nur um sich gleich wieder einzufügen in die ungeschriebenen Gesetze damaliger Konventionen. Denen sich der Soundtrack hingegen - häufig erfolgreich - entgegenstemmt.
"A Little Party Killed Nobody (All We Got)" hinterlässt dank einer quirligen Fergie im Verbund mit Q-Tip und GoonRock wahrhaftig den Eindruck einer großen Sause. Will.I.Am tanzt leicht überkandidelt den Charleston ("Bang Bang"). Der Auftritt von Ur-Dandy Bryan Ferry und Orchester bedient sich des eigenen Gestern: Die Transformation des Roxy Music-Classics "Love Is The Drug" vollzieht sich hin zu nostalgischem Swing, und stellt so einen echten Kontrast zum ursprünglichen Song dar.
Den Kehraus besorgt Sia mit ihrer Empfehlung "Kill And Run". Die Eigenkomposition zündet das letzte große Feuerwerk. Die Nummer startet verhalten, doch zieht dank Sias fortlaufend stärker ausgelebten Verpeiltheit immer mehr in den Bann. Zum Ende hin entwickelt die Nummer gar Ambitionen als Titeltrack für den nächsten Bond-Film. Ganz großes Kino!
6 Kommentare
Uh - Sia killt sicher alles! Insgesamt klingt das aber wirklich spannend, bis auf den weißen Neger WillIam latürnich.
edit: mad dog
Film war in Ordnung, auch wenn ich nicht wirklich wusste, was mir der Regisseur mir mit dem Film sagen will. Kam mir die ganze Zeit vor wie eine Mischung aus einem Steven Soderbergh und Joe Wright Film Aber gut, dass ihr hier den OST nochmal reinstellt, den wollte ich mir sowieso nochmal geben.. irgendwie hatte der was.
@ lauti:
Les doch einfach die ganze rezi, Du Nachtkapp!
@ topic:
wenn man die ersten vier Tracks überstanden hat, ist es gar nicht so schlecht, vor allem Lana ist göttlich.
Der Film muss ziemlicher Müll sein, bei diesem Soundtrack...
william.i.am und fergie sind doch die perfekte Untermalung für die im Film/Buch unter anderem präsentierte inhaltslose Dekadenz