laut.de-Kritik
So hölzern und billig klang nicht mal Gottschalks Rap-Klamauk.
Review von Stefan JohannesbergRing frei für eine neue Runde Volksverarschung, denn Oliver Petszokat aka Oli. P schlägt zum vierten Male zu. Dabei hatte der aufmerksame Musikfreund nach Olis letztjährigen Stümperstreich "Pulsschlag" mit Freuden zur Kenntnis genommen, dass sich der talentierte Darsteller eigentlich mehr ums Schauspielgeschäft kümmern wolle. Außerdem tönte Herr P. großmäulig, nur noch härtere Rockmucke zu fabrizieren.
Umso erstaunter dann die Reaktionen aller Ortens, als der Mic-Meister Anfang Herbst mit einer altbewährten, schamlos-schlechten Coverversion in die Charts einstieg. Nach Grönemeyer ("Flugzeuge Im Bauch") und Maffay ("So Bist Du") muss dieses Mal Waggershausen mit seiner alten Lazlo-Schnulze "Das Erste Mal Tat's Noch Weh" herhalten, die natürlich vor kitschigem Schmalz und raptechnischen Reinfällen nur so strotzt.
Auch auf dem Album spürt man wenig von Olis Liebe zu harten Gitarren. Es dominieren die üblichen P'schen Zutaten: poppige 08/15-Beats, schmierige Streicherarrangements, R'n'B-Refrains und Kindergarten-Raps. Ob so viel kalkulierter Oberflächlichkeit verpuffen selbst Alibi-Statements wie "Bei der Produktion dieses Albums kommt vom ersten Beat bis zur letzten Zeile alles von mir" oder "Bei früheren Produktionen hatte ich nur wenig Mitspracherecht. Mit dieser Platte war das komplett anders."
Ein Paradebeispiel für Olis lyrische Grausamkeiten gefällig? Hier kommt die erste Strophe des Albums: "Mein Klagelied, ohne dich, ohne mich ist es nichts, denn die Beziehung zwischen uns ist alles andere als gut. Und so frag ich dich, was du jetzt machst ohne mich? Denkst du noch an mich? Oder gehst du durch die Straßen mit einem anderen Typen, durch die kalte Nacht, und er sitzt an deiner Seite. Und ihr lacht. Was ist los mit dir? Denkst du noch an mich? Oder bin ich für dich abgehakt wie ein kleiner Strich."
Das ist nichts. Weniger als nichts. So hölzern und billig klang selbst Thomas Gottschalk bei seinem 80er Klamauk "Rappers Deutsch" nicht. Das könnte ein aufgeweckter Fünfklässler in drei Minuten verfassen - ohne sich besonders anzustrengen. Deshalb die harten Anfangsworte der Volksverarschung. Immerhin ist hier ein junger, und wohl auch intelligenter Mann am Werk, der bewusst Plattitüden unters Jungvolk wirft, um Kohle einzusacken. Doch zumindest bei Laut gibt es mit dieser beschissenen Einstellung nichts zu ernten.
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