laut.de-Kritik
Eine Pop-Party an die sich bald keiner mehr erinnert.
Review von Kai ButterweckVier lange Jahre sind vergangenen, seit Olly Murs das letzte Mal zum poppigen Tanz bat ("You Know I Know"). Mit "Marry Me" präsentiert der britische Sunnyboy nun seinen mittlerweile siebten Longplayer. Darauf enthalten sind Songs aus der Feder des Hauptprotagonisten selbst und der beiden Hilfestellung leistenden Songwriter David Stewart (Shakira, Jonas Brothers) und Jessica Agombar (BTS).
Olly Murs hat sich schon des Öfteren mit anderen Musikern Flo Rida, Snoop Dogg oder Travie McCoy zusammengetan. Diesmal sucht man aufsehenerregende und erfolgversprechende "Features" aber vergebens. Der "X-Factor"-Zweite aus dem Jahr 2009 trällert im Spätherbst 2022 im Alleingang durchs glitzernde Pop-Universum. An der Grundausrichtung, die dem Sänger nun schon seit über zehn Jahren volle Häuser und noch vollere Konten beschert, ändert sich aber nicht wirklich viel.
Alles beginnt mit karibischer Leichtigkeit, sommerlichen Vibes und einem Soundmix, der klingt, als würden Sting und Gotye gemeinsame Sache machen ("Die Of A Broken Heart"). Die flirrenden Synthies und der etwas zurückgefahrene Gesang im anschließenden "I Found Her" bringen den Flair der Achtziger zurück. Nach einem zuckersüßen Chartsangriff ("Go Ghost") zündet Olly Murs dann die ersten Kerzen an. Mit viel Gefühl, einem soliden Pianolauf und ganz viel Volumen im Refrain sinkt der Brite vor der größten Kraft des Lebens auf die Knie ("25").
Ein paar künstliche Fingerschnipser und ein blubbernder Beat weisen im Anschluss den Weg in Richtung Club-Dancefloor ("Dancing On Cars"), ehe Olly Murs erneut die Zeitmaschine anschmeißt und den Hörer zurück in die Neunziger beamt ("Do Me Like That"). Die erste Halbzeit ist rum. Von nun an wiederholt sich alles nur noch. "Marry Me" und "Best Night Of Your Life" wollen ganz dringend ins Radio. "I Hate You When You're Drunk" ist eine schlagereske Harmonie-Überdosis sondergleichen. Zum Abschluss erklingt noch die zweite Pianoballade ("Let Me Just Say Yeah").
Was soll man Olly Murs am Ende vorwerfen? Eigentlich nichts, macht er doch nur das, was er schon die ganzen Jahre gemacht hat: massentauglichen Mainstream-Pop, der sich im Hier und Jetzt als Teenie-Soundtrack der Stunde präsentiert, in wenigen Monaten aber auch schon wieder vom Gipfel der Resterampe grüßt.
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