laut.de-Kritik
Nach starkem Beginn geht den Finnen etwas die Puste aus.
Review von Toni HennigBei Omnium Gatherum hat die Besetzung der Rhythmusgitarre in der Vergangenheit schon häufiger gewechselt. Von 2022 bis dieses Jahr hatte noch Nick Cordle den Posten inne. Der verließ jedoch vor Kurzem die Finnen, so dass sein Vorgänger Joonas 'Jope' Koto wieder zur Band zurückkehren konnte. Ob einer von den beiden an "May The Bridges We Burn Light The Way" mitgewirkt hat, das nun erscheint, darüber geben die Credits keine Auskunft, aber schon die Leads von Markus Vanhala (Insomnium, Cemetery Skyline, I Am The Night) stellen eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorgängern dar.
Vanhala zeigt sich schon im einleitenden, instrumentalen Titelstück von seiner verspielten Seite. In "My Pain" verantwortet er sich zusammen mit Bassist Mikko Kivistö auch den emotionalen Klargesang im Refrain. Die dunklen Growls von Jukka Pelkonen in den Strophen sorgen für einen harten Kontrast, während Vanhala immer wieder herrlich virtuose Leadmelodien mit starken Anleihen an klassische Musik einstreut. "The Last Hero" wartet eher mit traditionellen, nach vorne gehenden Melodic Death-Tönen auf, gerät dank der hellen Keyboards aber nicht all zu altbacken und vorgestrig.
Als Highlight kristallisiert sich "The Darkest City" heraus, das schon fast ein wenig an Fear Factory erinnert, wenn man sich die Growls wegdenkt, und mit einer sphärischen Hook aufwartet, für die andere Bands töten würden. Leider halten die restlichen Songs nicht ganz mit dem berauschenden Niveau der Anfangstracks mit.
In "Walking Ghost Phase" erweitern die Finnen zwar ihre Musik um Gangshouts im Hardcore-Stil. Etwas beliebig klingt die Nummer für Bandverhältnisse dennoch. "Ignite The Flame" mündet in einer mächtigen Hook, verdient aber insgesamt auch keine Innovationspreise. Da tut der rockige Mitgrölrefrain in "Streets Of Rage" im Anschluss ganz gut, lockert er doch das all zu solide Melodeath-Geschehen gelungen auf. Zudem bringt die Nummer das aufmüpfige Konzept der Platte, die von der Jugend in den 90ern und dem Leben der Kids in den Straßen handelt, am besten auf den Punkt. Wer da nicht nostalgisch an die gleichnamige Videospielreihe zurückdenkt, hat das Jahrzehnt nicht erlebt.
"Barricades" geht ruppig nach vorne, ohne dass virtuose Leadgitarrensounds zu kurz kommen. Mit dem instrumentalen Closer "Road Closed Ahead", der auch gut eine Netflix-Serie untermalen könnte, schließt sich der Kreis zum Beginn.
Am Ende bleibt zwar immer noch ein gutes Album. Trotzdem hat man Eindruck, dass insgesamt noch ein wenig mehr drin gewesen wäre, wenn sich Omnium Gatherum mehr aus der eigenen Komfortzone getraut hätten. Der Qualitätssprung an den Saiten hievt die Musik nicht gleich auf ein völlig neues Level. Trotzdem schön, dass Markus Vanhala bei aller Umtriebigkeit seine Urformation nicht vergessen hat.


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