laut.de-Kritik

Der ganz große Refrain zur Unsterblichkeit fehlt noch.

Review von

Songs bekommen, ins Studio gehen, die Sachen einbrüllen und wieder abzischen. So in der Art muss das bei Tony Jelencovich ablaufen. Anders kann ich mir wirklich kaum erklären, wie der Mann ständig auf irgendwelchen Alben zu hören ist.

Stöbert man auf der Encyclopaedia Metallum, findet man dort Commander, Death Destruction, Icon in Me, C-187, B-Thong, Iron Shit Snakes, M.A.N. und natürlich Transport League als Bands, denen der Kerl seine Stimme geliehen hat bzw die antreibt. Außerdem ist er schon live bei Mnemic und Fear Factory eingesprungen und hat 2006 mit dem Album "Angel Blake" der gleichnamigen Band bewiesen, dass er über eine hervorragende Singstimme verfügt.

Exakt diese habe ich bei seinem anderen Bands - so geil M.A.N. und Transport League auch waren bzw. sind - oftmals schmerzlich vermisst. Nun steht er also auch bei den wiederauferstandenen Outshine am Mikro und siehe da: Tony singt wieder. Wie groß sein musikalischer Input auf die Songs allerdings ist, vermag ich nur schwer zu beurteilen.

Tatsache ist schließlich, dass Outshine die Band von Gitarrist Jimmy Norberg ist, der 2013 wohl die beschissenste Zeit seines Lebens hatte. Mehr dazu im Band-Porträt, hier soll es um die Musik gehen und die ist komplett auf dem Mist von Jimmy gewachsen.

Stilistisch bewegen sich die Schweden irgendwo zwischen Metal und Gothic mit mehr oder weniger stark hörbaren Einflüssen von Horrorfilmen der 70er und 80er Jahre. Letztere sind wohl primär im Opener "Liar" zu hören. Die spookigen Klavierklänge in In- und Outro fügen sich jedenfalls angenehm in das ruhige Stück ein, das durch Tonys Stimme und die melodische Gitarrenarbeit von Jimmy lebt.

Wer nun an Danzig denkt, liegt damit gar nicht so falsch. Natürlich klingt Mr. Jelencovich nicht wie ein brünstiger Ochsenfrosch, sondern setzt zur Akzentuierung auch gern mal auf seine derbe Stimmlage. Aber prinzipiell könnte man sich auch Glenn Danzig als Sänger vorstellen.

"They Were Too Young" ist zur Abwechslung mal ein wenig treibender, hat im Chorus aber einen Ohrwurm versteckt, der so schnell nicht wieder verschwindet. Ähnlich wie bei "Already Dead" wird hier ein wenig an Entwine geschnuppert. Das Händchen für eingängige Melodien ist in Skandinavien nach wie vor weit verbreitet.

Auch Freunde von Paradise Lost zu "One Second"-Zeiten sind bei Outshine an der richtigen Stelle und werden an Songs wie "My Agony" oder "They Know Who You Are" ihre Freude haben. Nach einem etwas nervigen Zwischenspielt folgt mit "My Suicide" das balladeske Schlussstück, welches auch Anathema gut zu Gesicht stehen würde. Im Ganzen fehlt Outshine noch der ganz große Refrain, um sich im Gehörgang unsterblich zu machen.

Trackliste

  1. 1. Liar
  2. 2. She Will Love Me When I'm Dead
  3. 3. We Are Broken
  4. 4. They Were Too Young
  5. 5. My Agony
  6. 6. Already Dead
  7. 7. They Know Who You Are
  8. 8. My Suicide

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