laut.de-Kritik
"Biggie, sometimes your words just hypnotize me!"
Review von Stefan Johannesberg"It's All About The Benjamins, Baby." Eine Dekade führte Sean 'Puffy' Combas aka Puff Daddy aka P. Diddy das Rapgame Richtung Mainstream. Der weltweite Durchbruch der 'Black Music' ist zum großen Teil sein Verdienst. "I'll Be Missing You", die The Police covernde Hymne an seinen verstorbenen Freund Notorious B.I.G., sorgt 1997 von Brooklyn bis zum Ballermann für Hotstepper-Alarm auf den Tanzflächen und macht 'Biggie' ähnlich wie 2Pac auch außerhalb der Rapszene bekannt.
Im Fahrwasser seines Todes und Puffys Hitsingle avanciert B.I.G.s Doppelalbum "Life After Death" mit über zehn Millionen verkauften Exemplaren zum bis dato erfolgreichsten Hip Hop-Werk aller Zeiten. Die Single "Hypnotize" brennt noch nach sechs Jahren mit "Biggie, Biggie can't you see, sometimes your words just hypnotize me" jeden Club nieder.
Leider schafft es von Notorious nur noch die smoothe Playerhymne "Big Poppa" von seinem Debüt "Ready To Die" auf P. Diddys "10th Anniversary". Und wer den Mary J. Blige/Method Man-Klassiker "All I Need" oder andere Zuckerstücken von Queen Mary sucht, ist an der falschen Adresse, denn die Blige stand nie beim Bad Boy-Label unter Vertrag.
Back To 1997: Stratege Diddy wirft geschickt noch sein eigenes Debüt "No Way Out" hinterher, auf dem er neben "Victory", hier in der fast identischen 2004er Version mit der G-Unit, bereits seinen neuesten Protegé vorstellt: Mase. Der Nuschelrapper spaltet mit den freshen, aber poplastigen "Mo' Money, Mo Problems" und "Feel So Good" die Hip Hop-Nation. Mit Puffys Luxus-Poserei hatten ja schon einige Heads Probleme. Mase jedoch entfernte sich styl- und musikalisch noch weiter vom einstigen Hip Hop-Gedanken, so dass sich Wu-Tang-Boss RZA zur Äußerung "R'n'B - Rap'n'Bullshit" hinreißen ließ. Der Begriff "Poprapper" war geboren.
Mase versank recht schnell wieder in der Versenkung, nachdem er vom Ghostface Killah vermöbelt und wenig später zum Priester geschlagen worden war. Puffy erntete jedoch auch weiterhin den Respekt der Hood, da er nach Ausflügen in oberflächliche Mainstream-Regionen immer wieder seinen Hip Hop-Roots frönte. Das hypnotisch böse The Lox-Feature "All About The Benjamins", Black Robs "Whoa"-Straßenfeger oder Craig Macks Klassiker "Flava In Ya Ear" dürfen in keiner ernstzunehmenden Rap-Sammlung fehlen.
Trotz guter Songs konnte sich nach Notorious B.I.G. kein Bad Boy-Emcee längerfristig etablieren. Black Rob und Craig Mack endeten als One-Hit-Wonder und Shyne im Knast. G. Dep war noch nicht mal das vergönnt. Puffy sammelte seine Hits lieber selbst. Immer wenn der Chef höchstpersönlich ans Mic und Rampenlicht steppte, gelangen im wirklich große Dinger wie "I Need A Girl Part I+II", das gar jenen kritischen RZA zum Tanzen brachte.
P. Diddy ist also mitverantwortlich, dass zwischen Rap, R'n'B und neuerdings auch Reggae die Schranken fallen bzw. gefallen sind. Für bornierte Puristen ein Greuel, für 'wahre' Musikfans ein Segen. Im kommenden Herbst möchte Sean Combs übrigens sein letztes Soloalbum veröffentlichen.
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