laut.de-Kritik
Gelungene Vereinigung von Poesie und Rock.
Review von Joachim GaugerZiemlich klassisch eröffnet Patti Smith ihr viertes Studioalbum nach der Hausfrauenpause. Die einfache Melodie, das trockene Klangbild aus Gitarre, Drums und Bass und Pattis herausfordernde Stimme lassen einen typischen Drei-Minuten-Punker erwarten.
Nur dass "Jubilee" erst im Mittelteil unerwartete Kapriolen schlägt, wenn die Gitarre in wilde Improvisationen ausbricht, um dann Bass und Stimme ganz allein zu lassen, und sich schließlich in einen finalen, vollkommen unpunkigen Chorus hinein steigert.
Die folgenden Stücke "Mother Rose" und "Stride Of The Mind" beginnen nicht nur konventionell, sondern gehen auch so weiter. Ersterer deutet eine für Pattis Verhältnisse eher unerwartete Melodieseligkeit an, zweiter geht dagegen durchweg druckvoll nach vorne.
Dieser Stücke muss sich niemand schämen, doch seine volle Intensität entfaltet das Album erst mit "Cartwheels", das mit einer eingängigen Gesangslinie, betörendem Gitarrenklingeln und tiefstem Bass einen regelrechten Sog ausübt. Mit "Trespasses" ist noch ein weiteres Stück dabei, das es an schöner Eindringlichkeit mit Pattis frühem Erfolg "Because The Night" aufnehmen kann. Doch auch mit Songs wie "My Blakean Year" oder "Cash" lässt die Ex-Hausfrau heutzutage hoch gehandelte Rockgören wie Avril Lavigne reichlich alt aussehen.
Das gut 12-minütige "Radio Baghdad" findet inmitten zügelloser Wut Raum für nachdenkliche Improvisationen und macht wie die beiden live eingespielten Songs Lust auf einen Konzertbesuch. Das Booklet zeigt übrigens das Foto einer Blume in der Hand von Pattis 16-jähriger Tochter; ähnlich harmonisch und poetisch endet mit dem klavierbegleiteten "Trampin'" auch das Album.
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