laut.de-Kritik
Piano-Akkorde wie frisch geschliffene Diamantensplitter.
Review von Artur SchulzAm Anfang steht die Erfüllung eines lebenslangen Traums. 2011 macht sich Kuhn 84-jährig auf nach Los Angeles, um in den legendären Capitol Studios auf Drummer Jeff Hamilton und Bassist John Clayton zu treffen. Beide musizieren üblicherweise in der Band von Diana Krall. Zum Trio gesellt sich Toningenieur Al Schmitt, u. a. verantwortlich für den oscarprämierten Henry Mancini-Soundtrack zu "Frühstück Bei Tiffany's" und siebenfach ausgezeichneter Grammy-Gewinner.
"Almost The Blues", eine kuhnsche Eigenkomposition, steht den folgenden Covern in nichts nach. Hamilton und Clayton legen vor, flink und geschmeidig fliegen Kuhns Finger über die Tasten. Zu "Just In Time" erhebt er seine warmherzig-verschmitzte Stimme - und hat bereits alle Zuhörerherzen gewonnen. Eingesungen ist der Track an einem altehrwürdigen Mikrophon, das bereits Frank Sinatra diente.
"On A Clear Day" zeigt sich in der neuen Version von makelloser Eleganz, mit Piano-Akkorden wie frisch geschliffene Diamantensplitter. Charlie Parkers unkaputtbares "Ornithology" klingt wie geschaffen für eine Improvisation aus dem Stegreif. "Griff" ist ein perfektes Beispiel für besselt eingespielten Jazz'n'Swing, ausgestattet mit viel Percussion, Kontrabass und unaufdringlichem Hi Hat.
Wie man einen ursprünglich sentimentalen Schlager in puren Jazz verwandelt, demonstrieren Paul & Co meisterlich anhand der Sinatra-Nummer "Emily". Hamilton und Clayton setzen ein, Kuhn interpretiert am Klavier den Refrain. Danach lassen sie den Song links liegen und improsivieren einfühlsam drauflos. Im letzten Drittel beherrscht John Claytons großartiges Pizzicato die Szene, bis am Schluss Paulchen das Hauptthema erneut aufgreift, und "Emily" mit sternfunkelnden Pianoakkorden ausklingen lässt.
Das grandiose Spätwerk kommt nicht von ungefähr. Ohnehin war Kuhn in vergangenen Jahren äußerst rührig. Als die Big Band-Ikonen Hugo Strasser, Max Greger und Paul Kuhn noch einmal gemeinsam auf Tour gingen, hatte das was von deutschem Buena Vista Social Club. Mit den Einspielungen in Los Angeles machte sich der Musiker zu seinem 85. Geburtstag am 12. März 2013 nicht nur selbst ein Geschenk.
3 Kommentare
super album. sein bestes
guter mann.
vielen dank an artur schulz für die einfühlsame review; das gilt auch für das portrait.
bin zwar kein jazz-kenner, bei paul kuhn höre ich jedenfalls gerne zu. Einmal musiker, immer musiker!