laut.de-Kritik
Musikchirurgische Eingriffe mit langer Halbwertszeit.
Review von Daniel StraubMit beständiger Regelmäßigkeit wird Paul Van Dyk von den führenden Zeitschriften für elektronische Musik neben Carl Cox und Paul Oakenfold in den Reigen der ganz Großen im DJ-Geschäft gewählt. Nun steht mit "The Politics Of Dancing" die erste Mix-CD von Paul Van Dyk in den Plattengeschäften, die gleichzeitig eine seiner "bisher größten Herausforderungen" darstellt, wie er im Booklet bekennt. Zu hören sind unter anderem Tracks von Timo Maas, Blank & Jones und natürlich von Paul Van Dyk selbst.
Was beim Auflegen im Studio so viel anders und ungleich herausfordernder sein soll, als ein Clubauftritt leuchtet auf den ersten Blick nicht ein. Platten Abspielen ist schließlich Platten Abspielen könnte man ganz naiv meinen. Doch Paul Van Dyk hat für "The Politics Of Dancing" mehr gemacht als nur einmal kurz in die Plattenkiste gegriffen. Als Spiegel der verschiedenen Aspekte des DJ-Berufs möchte er seine neue CD verstanden wissen und so gehen das Produzieren und Komponieren, das Remixing und das Platten Auflegen Hand in Hand.
Van Dyk hat seine Lieblingstracks ausgewählt und diese ganz nach Bedarf auseinander genommen, neues hinzugefügt, anderes weg gelassen und am Ende alles wieder neu zusammen gesetzt. Eine Arbeitsweise, die in ihrer Radikalität an Richie Hawtin aka Plastikman und dessen jüngst veröffentlichtes Album erinnert, wo Hawtin sich ebenfalls als musikalischer Chirurg betätigt.
Ähnlich viel Zeit wie der Künstler selbst sollte auch der Zuhörer mitbringen, denn die beiden atmosphärisch dichten CDs erschließen sich nicht nach dem ersten Durchlauf. Viele Feinheiten brauchen ihre Zeit, um sich den Weg ans Ohr zu bahnen. In Zeiten musikalischer Schnellkost eine wohltuende Abwechslung, die ihre Frische nicht gleich nach dem ersten Anhören verliert.
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