laut.de-Kritik
Der Modfather in groovy Feelgood-Stimmung.
Review von Ulf KubankeDrei Jahre nach der Bombe "Sonik Kicks" schlägt der Modfather auf "Saturns Pattern" mal wieder neue Töne an. In Paul Wellers mittlerweile zwölf Alben umfassenden Solokatalog gleicht ohnehin fast keine Platte der anderen.
Für diese neun groovy Tracks haben es ihm vor allem Space Rock, Krautrock und 60s/70s-taugliche Bubblegum-Melodien angetan. English Summer galore, Baby!
Die Rahmenbedingungen stimmen. Weller übernimmt die Produktion weitgehend selbst. Dabei kann er sich im Tonstudio blind auf seine eingespielte Tour-Band verlassen. Die kennen ihren Paul und klingen wie aus einem Guss. Dazu gibt es familiäre Edelgäste wie den alten Jugendkumpel Steve Brookes, ein Gründungsmitglied von The Jam.
Heraus kommt eine im besten Sinne eklektische Feelgood-Platte, die als sehr britisches Bruderalbum zur amerikanischen Sommerscheibe "Global" von Todd Rundgren durchgeht. Beide Alben teilen ihre Vorliebe für Ohrwürmer, spacy Sounds und eine ordentliche Kelle funky Soul. Dort wo Rundgren jedoch eher sprudelnde Coke serviert, gibt es bei Weller zum Ablöschen den leicht jazzy Hauch Style Council'scher Tea Time ("Phoenix").
"White Sky" rockt als perfekter Opener los. Fetter, ein schillernder Neonschuppen-Blues. "Going My Way" bringt auf beiden Kanälen verschiedene Instrumente im Dialog zum wundervollen Piano in Stellung und kulminieren in einem schicken Finale.
Man kann es nicht oft genug betonen: Weller ist einer der besten britischen Songwriter. Die demonstrative, fast schon provokant zur Schau gestellte Eingängigkeit der meisten Songs auf "Saturns Pattern" führt nie ins Vorhersehbare. Auch wenn so manche Grundmelodie bewusst schlicht und simpel erscheint: In den Stücken passiert viel. Diese Details fungieren mal als unterstützende Ergänzung, dann wieder als Kontrast zur catchy Struktur. "Pick It Up" ist solch ein Song.
Den gradlinigen funky Stuff umwehen zwischendrin alle möglichen Gimmicks. Sogar der hier gelegentlich pulsierende Science-Fiction-Synthie fügt sich harmonisch ins elegante Bild. Die Lieder würden allesamt zur Single taugen, legte er es darauf an.
Mit "Long Time" gönnt er sich eine augenzwinkernde Velvet Underground/Stooges-Hommage, die amüsanterweise ein wenig an Bowies VU-Kniefall "Queen Bitch" erinnert. Doch die besten zwei Momente hat man zu diesem Zeitpunkt noch vor sich.
"In The Car..." glänzt als schneidiger Psychedelic-Blues. Die Straightness unterbricht er dabei zweimal mit einem kurzen, prägnanten Piano-Einschub, der den Kick noch unterstreicht. Als Höhepunkt schlägt danach "These City Streets" zu. Das psychedelische Feeling behält Weller bei. Über acht Minuten lang entführt er sein Publikum in einen schummrigen Endzeit-Jazzkeller.
Dabei lässt er die intensive Illusion eines sumpfigen Jams entstehen, der wie eine akustische Lavalampe klingt. Immer auf Messers Schneide zwischen Entspannung und Ekstase. Weller selbst nennt das Stück lakonisch seinen "nachsichtigen Moment". Für mich neben der Großtat "Dragonfly" sein bestes Lied überhaupt.
1 Kommentar mit 3 Antworten
"...zum Ablöschen den leicht jazzy Hauch Style Council'scher Tea Time"
Bitte untergeben um Erläuterung
Übersetzung: Zum Nunderspüle' ä weng 80er-Pornojäzz, wie's der Weller mit seinere alde Bänd Style Council g'macht hät.
genau
Achso