laut.de-Kritik
Angejazzte Oden an das Nachtgestirn.
Review von Artur SchulzIhre Arbeit an "Im Mondrausch" bedeutet für die Sängerin, Komponistin und Autorin Pe Werner die Erfüllung eines lang gehegten Traums. Herausgekommen ist ein wunderbar entspanntes Konzeptalbum, das sich - wie der Titel bereits verrät - um ein zentrales Thema dreht: Unseren Trabanten, den guten alten Mond.
Das Nachtgestirn ist von jeher ein beliebtes Objekt der Künstler-Begierden, wie ein nur rascher Blick in die Musik-Historie beweist. "Fly Me To The Moon" wünschte sich einst Frank Sinatra, der Blick auf den "Moon River" bedeutete einen Riesenhit für Audrey Hepburn im Film-Klassiker "Frühstück Bei Tiffany". In Deutschland hatte es Wolfgang Michels gern "Bei Mondschein", Nena säuselte zum "Vollmond", und Vicky Leandros verbreitete die bahnbrechende Weisheit "Auf Dem Mond, Da Blühen Keine Rosen". Matt glitzert auch noch Silbermond.
Im Gegensatz zu solchen eher schlichten Leichtgewichten bietet "Im Mondrausch" charmante Eleganz und trotz der Länge von insgesamt 17 Titeln viel Abwechslung. Das leicht melancholische, dezent Samba-angehauchte "Nur Ein Halber Mond" läutet relaxt Pe Werners elftes Alben-Werk ein. Mit Wortwitz behandelt sie den Bereich weinbeschwingter Flirt-Küsse im angejazzten "Rosa Mond". Dem ewig-weiblichen Thema 'ein paar Pfunde zuviel' begegnet die Künstlerin gelöst und unaufgeregt mit der Nummer "Vollmondgesicht". In "Der Mond Ist Aus Papier" verarbeitet Pe Werner unkitschig Gedanken an ihren verstorbenen Vater.
Auch drei Gaststars finden sich in den musikalischen Himmelsbetrachtungen. Den besten Eindruck hinterlässt dabei Roger Cicero als Partner im swingseligen "Du Bist Mein Mond". Der Gastauftritt von Stefan Gwildis in "König Der Nacht" will nicht recht zünden, denn hier sticht die klare und saubere Stimm-Arbeit Pe Werners den etwas nuscheligen Part des Soul-Crooners eindeutig aus. Ein zu solchen Duett-Gelegenheiten bereits üblicher Verdächtiger reicht seine Visitenkarte dann zum Schluss in der Zweitversion des alten Volkslieds "Der Mond Ist Aufgegangen": Es gibt einfach kein Entrinnen vorm allgegenwärtigen Xavier Naidoo.
Stilistisch in der Hauptsache zwischen Pop und Jazz changierend, beweist Pe Werner erneut ihre Fähigkeiten und Begabungen als Song-Schreiberin. Ihre warme Stimme schmiegt sich passgenau in die zumeist einschmeichelnd ausgeführten Arrangements. Das stilvolle 20er Jahre-Cover-Artwork schließlich rundet "Im Mondrausch" ergänzend bestens ab. Stilvoll und gelungen: Diese dezenten Beats und Swings verfehlen ihre romantische Wirkung gewiss auch bei Neumond nicht.
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