laut.de-Kritik
Wo so gesungen wird, da lass dich nieder: Im besten Sinne Worldpop, verboten schön.
Review von Kai KoppAtemberaubend modern und im besten Sinne Worldpop-avantgardistisch! Unverfroren innovativ was das Integrieren und Transportieren von Klassikern in zeitgemäße Kontexte angeht ("Mas Que Nada" ist in "We The People" nur für geübte Ohren erkennbar). Maßlos frech was das Kombinieren von Samba & Salsa, Rhumba und Rock, Punk & Pop anbelangt. Das und noch viel mehr kennzeichnet "Rising Tide Of Conformity", das Debüt des bereits im Vorfeld viel Staub aufwirbelnden britischen Künstlerkollektivs Peyoti For President.
Kollege Matthias Manthe resümiert: "So liefert die Formation viel Geistreiches ab und glänzt mit Experimentierfreude - stets angereichert mit einem ordentlichen Schuss Party und Feel-Good-Stimmung." Recht hat er! Dass dieses über jeden Zweifel erhabene Amalgam auch noch politische Botschaften in ihren Texten transportiert, macht die Sache nicht unsympathischer.
So gekonnt mischen sich eigentlich nur Manu Chao, Amparanoia, Lila Downs und ein paar wenige andere ins politische und gesellschaftliche Geschehen ein. Kostprobe gefällig? "Es muss nicht so sein, wie es ist. Wir haben die Wahl. In einer Gesellschaft, in der Gewehre keine Relevanz besitzen, ist Musik die Waffe der Zukunft!" Noch Fragen?
Auf englisch liest sich das noch poetischer: "It doesn't have to be like this, we have a choice ... love, hope, peace, music ... 21st century - planet earth ... music, the weapon of the future, in a society where weapons will cease to have relevance … it doesn't have to be like this, we have a choice ... !"
In diesem Wunderland möchte auch ich leben. Wo Schlangenbeschwörer und Indianer, Süd- und Nordamerikaner, Weiße und Schwarze, Alte Welt und Neue Welt ein friedliches Miteinander feiern, will ich meine Zelte für immer aufschlagen. Wo so gesungen wird, da lass dich nieder - böse Menschen haben keine Lieder.
Doch zurück in die schnöde Wirklichkeit: Klanglich und musikalisch ist Peyoti For President mit keinem der oben genannten Künstler vergleichbar, und ich muss schon tief in der Schatzkiste kramen, bevor ich in einer verdächtig staubfreien Ecke 1 Giant Leap finde, die 2001 ähnlich ausgefuchst klangen. Seither hat keine Worldmusic-Perle dieses Ausmaßes meine verwöhnten Ohren erreicht.
Es ist Bossa Nova, Pop und Samba, Rock, Flamenco und gestandenes Singer/Songwritertum. All das und noch viel mehr ist "Rising Tide Of Conformity" - und all das ist es nicht. Deshalb reißen sich die Feuilletons auch um das britische Musikerkollektiv. Oder tun sie das (noch) gar nicht? Wenn nein, dann wird es höchste Zeit, denn was Mastermind Pietro DiMascio da anstellt, gehört verboten - oder angebetet. Ich entscheide mich für Zweiteres. Bei verboten schöner Musik, die sich in unbesiedelten Zonen und unerforschtem Terrain bewegt, bleibt nur ein Fazit: Peyoti For President!
5 Kommentare
Also aus dieser Kritik werd ich nicht wirklich schlau. Was macht das Album so besonders? Und was für ne Musikrichtung ist das eigentlich? Selbst wenn man es mit niemand vergleichen kann, muss man es doch zumindest iwi zuordnen können. Und ganz wichtig: gefällt mir des?
Latin-World-Pop-Avantgarde, die dir ganz sicher gefällt, wenn du mit lateinamerikanischer Musik was anfangen kannst ....
Errinert mich teilweise an The Mars Volta - habs mir angehört, Interessant!
Sehr schönes, gelungenes Album. Kann man jedem der gern mal ein Ohr in Richtung Weltmusik riskiert, nur Wärmstens empfehlen.
Not for me... To much