laut.de-Kritik
Gelungene Melange aus Indie, Pop und Elektronik.
Review von Martin LeuteDas Trio aus Brooklyn hat hierzulande 2007 mit seinem famosen dritten Album "Let's Built A Fire" für Aufsehen gesorgt. Raffiniert verwobene Arrangements aus traditionellem Instrumentarium und effektiv gesetzter Elektronik strukturieren spannungsreich die großartigen Melodien der Songs dieser Indiepop-Platte.
Mit "You Are Here (Extended)" richtet sich der Blick nicht nach vorne, vielmehr handelt es sich um die zweite Veröffentlichung der Band aus dem Jahr 2004, die in Deutschland bisher nicht erhältlich war und nun in erweiterter Form mit einer Bonus-CD in den Läden steht.
Die Ex-Versus-Mannen James Baluyut und Patrick Ramos und ihr Schlagzeuger Chris Deaner legten bereits damals mit ihrem dichten Indietronic-Sound die experimentelle Spielfreudigkeit und Unkonventionalität an den Tag, die sie auf dem Nachfolgealbum perfektioniert haben. Auch wenn "You Are Here" nicht ganz so ausgefeilt klingt, deuten sich die stilprägenden Merkmale des musikalischen Schaffes der Jungs bereits an.
Eine verschachtelte Rhythmus-Sektion, begleitet von einer markanten Basslinie, eröffnet in "She's Got Your Eyes" das Album, ehe Baluyut auf einer sich erhebenden, atmosphärischen Klangfläche aus Synthie und elektronischen Spielereien mit hellem Gesang eine unaufgeregte Melodielinie anstimmt.
+/- erweisen sich als Meister des Spannungsaufbaus, der in "Scarecrow" nach gemächlichem Start auf eine dichte Gitarrenwand zusteuert. Mit "Trapped Under The Ice Floes" präsentieren sie satten, melodischen Indiepop, das von der geschlagenene Gitarre begleitete "Summer Dress 1" nimmt das Tempo ebenso raus wie "Walk In A Straight Line", dessen kunstfertige Melodie sich mit wunderbarem, verträumtem Synthesizer-Arrangement verschlingt.
Die Kombination des zarten Gesangs mit Elektronik und Rockelementen mutet in "Ventriloquist" oder dem entrückten "Surprise!" an wie eine Synthese aus Zoot Woman und The Notwist.
Immer hörenswert, wie die weichen Melodielinien à la Death Cab For Cutie von behutsamen elektronischen Knuspereien ("Here We Are") oder scharfen laut/leise-Kontrasten ("Chromatic") gebrochen wird.
Aus welcher Zeit die neun rockorientierteren Songs auf der Zusatz-CD stammen, ist nicht bekannt, über den Status zu vernachlässigender Bonus-Tracks gehen sie jedenfalls hinaus. Stilistisch spielt die Band hier wagemutiger und dynamischer, ihre Stärken kommen kontrastierter, extrovertierter und selbstbewusster zur Geltung.
Bei "Here We Are (Extended)" handelt es sich um das hörenswerte musikalische Schaffen dieser Band zwischen Progrock, Indie und Pop, deren Qualität sich drei Jahre später mit dem großartigen Longplayer "Let's Build A Fire" in voller Pracht offenbart.
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