laut.de-Kritik

Alles schon da gewesen? Von wegen!

Review von

Auch als beinharter Poisonblack-Fan wusste ich mit dem neuen Album "Drive" zunächst nicht wirklich viel anzufangen. Irgendwie hat man das Gefühl, die neuen Impulse fehlen, stellenweise meinte man sogar, denselben Song bereits auf einem der Vorgänger gehört zu haben. So richtig warm wurde ich mit der Scheibe nach den ersten beiden Durchgängen jedenfalls nicht. Warum stehen dann doch vier Punkte unter der Review?

Ganz einfach - "Drive" wächst mit jedem Hören. Wenn man ein wenig ins Detail geht, merkt man recht schnell, dass sich der ehemalige Sentenced-Sänger auf kleine, aber feine Unterschiede in seinen Kompositionen achtet. Klar, die rockigen "Piston Head", "Maggot Song" oder "Driftwood" sind typische Poisonblack-Nummern. Aber wo kämen wir hin, wenn die fehlen würden?

Hier findet sich der im Albumtitel erwähnte Drive, wie man ihn von den Skandinaviern kennt. Dazu lässt sich genauso gut Autofahren wie die Freundin vernaschen - vielleicht nicht beides gleichzeitig, aber doch in Reihenfolge. Da schadet es dann auch nicht, wenn "A Good Days For The Crows" auch Volbeat gut zu Gesicht stehen würde. Die bluesig-chilligen Töne im Solo hörte man auch schon früher. Sie verleihen den Finnen eine zusätzliche, interessante Facette.

Die im Walzertakt angelegte Ballade "From Now-Here To Nowhere" erinnert deutlich an "X" von "A Dead Heavy Day", integriert aber auf geniale Art und Weise Elemente der modernen Oper in den Aufbau. Auch die leichten, weiblichen Vocals, die in "The Dead-End Stream" nochmal kurz auftauchen, geben dem Song etwas Besonderes.

"Futile Man" erreicht mich nach wie vor nicht, und obwohl "Scars" ein wirklich toller Song ist, will mir nicht aus dem Kopf, was für unglaublich geniale melancholische Leads der viel zu früh verstorbene Sentenced-Klampfer Mika Tenkula doch gespielt hat. An die kommt der aktuelle Sänger und Gitarrist leider genauso wenig heran, wie der mittlerweile ausgestiegene Janne Markus (The Man-Eating Tree).

Ansonsten gibt es an "Drive" außer dem sparsamen Cover wenig auszusetzen. Falls es die Jungs tatsächlich nochmal auf ein paar Deutschland-Gigs schaffen, könnten also ruhig ein paar Leute mehr ihre Ärsche vor die Bühne bewegen.

Trackliste

  1. 1. Piston Head
  2. 2. Mercury Falling
  3. 3. A Good Day For The Crows
  4. 4. Maggot Song
  5. 5. From Now-Here To Nowhere
  6. 6. Sycophant
  7. 7. The Dead-End Stream
  8. 8. Futile Man
  9. 9. Scars 5
  10. 10. Driftwood

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2 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Nach den zwei schlechten Vorgängern ist das mal wieder ein Zeichen in die richtige Richtung, auch wenn die Band hier einfach sehr nach Sentenced klingt. Das Cover ist dermaßen beschissen, das man sich sowas nie ins Regal stellen kann. Also jetzt mal im Hinblick auf Sentenced und den Bandkatalog (Lust Stained Despair) ist dieses Ding keinen Kauf wert.

  • Vor 13 Jahren

    Meiner Meinung nach ist das Album grundsolide. Allerdings entfaltet sich die wahre Stärke, wie vom Rezensenten treffend bemerkt, erst nach mehreren Durchläufen. Gibt man dem Album die Chance, kriegt man viel zurück. Ich persönlich verstehe die ganzen Sentencedvergleiche nicht. Klar der Sänger ist der gleiche und die Leute kommen aus Finnland und ja, die Grundstimmung ist eher melancholisch. Vergleichbar sind manche Lieder von Poisonblack allenfalls mit einigen Nummern von "The Cold White Light" und "The Funeral Album". An Sentenced mit ihrem genialen Ausdruck von Melancholie kommt Poisonblack längst nicht ran. Man merkt deutlich, dass das Songwriting von Sentenced nur selten von Herrn Laihiala übernommen wurde. Dennoch siedelt sich die Arbeit von Poisonblack deutlich über der Durchschnittsrockplatte an. Allein "Mercury Falling" hat wahnsinnig viel Power und wird auch nach dem zehnten Durchlauf nicht langweilig. Und eines muss man Herrn Laihiala in jedem Fall lassen: er ist ein verdammt guter Sänger.
    Letztlich ist das Cover des Albums doch wirklich fünftrangig...wenn überhaupt.